Lichtgedanken 04

S C HW E R P U N K T 35 04 | LICHT GEDANKEN zudem die Eigensignale der lichtemp- findlichen CCD-Detektoren, die bei der Verarbeitung der Daten berücksichtigt werden müssen. Parallel dazu kalibriert Mugrauer den Échelle-Spektrografen. Das Teleskop wird derzeit imNasmyth-Modus betrie- ben: Zusätzliche Spiegel im Strahlen- gang lenken dabei das Licht, das vom Hauptspiegel gesammelt wird, aus dem Tubus heraus und fokussieren es auf eine Glasfaser, die mit dem Spektrogra- fen verbunden ist. Dort wird das Licht in seine Spektralfarben zerlegt und die Spektren der Sterne aufgezeichnet. Sonnenuntergang löst Betriebsamkeit im Kontrollraum aus Ich fühle mich erinnert an ein Flug- zeugcockpit, in dem kurz vor dem Start sämtliche Instrumente gecheckt werden müssen – fast herrscht ein wenig Hektik auf der stillen, inzwischen vollkommen dunklen Waldlichtung. Immer wieder richtet sich Mugrauers Blick auf die Anzeige, die den Sonnenstand wieder- gibt. Was für mich »vollkommene Dun- kelheit« ist, reicht den Astrophysikern noch längst nicht. Mehrere Testaufnah- men mit dem Teleskop werden gemacht und die Signalstärke für unterschied- liche Farbbereiche überprüft. Dann – endlich – steht die Sonne zwölf Grad unter dem Horizont, es herrscht »nau- tische Dunkelheit« und wir starten die erste Beobachtung. Dabei handelt es sich um die spektros­ kopische Untersuchung eines Doppel- sterns mit einem unaussprechlichen Namen, bestehend aus drei Buchstaben und einer sechsstelligen Zahl. Markus Mugrauer lässt mich die Koordinaten des Zielobjekts in den Rechner einge- ben, zwei Mausklicks später setzen sich Teleskop und Kuppel über uns ratternd und rumpelnd in Bewegung und sind sicherlich weit durch den nächtlichen Wald zu hören. Nach wenigen Sekun- den ist es wieder ruhig und auf dem Monitor erscheinen tatsächlich die ers- ten Sterne. Ein Blick in die Übersichtskarte im Be- obachtungshandbuch und Mugrauer hat unter den hellen Punkten, die nun den Bildausschnitt füllen, schnell unser Zielobjekt identifiziert. Das liegt einige Dutzend Lichtjahre entfernt inmitten des Sternbildes Giraffe. Giraffe? Susan- ne Hoffmann zeigt mir auf einer Abbil- dung die riesige Giraffe, die über dem Nordhimmel das ganze Jahr über zu beobachten ist. Ich sollte mein Wissen über Sternbilder dringend auffrischen, Dr. Markus Mugrauer leitet die Uni-Stern- warte in Großschwabhausen. Bild oben: Das 90-Zentimeter-Spiegel- teleskop ist fünf Meter hoch, 13 Tonnen schwer und seit 1962 in Betrieb.

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