Newsletter 04

14 FSU-Newsletter/Frühjahr 2017 Internationales Erinnerungskultur europäisieren DAAD fördert weiter Integration 72 Flüchtlinge sind Gasthörer Nach dem gelungenen Auftakt im Jahr 2016 setzt der Deutsche Aka- demische Austauschdienst (DAAD) die Förderung des Gasthörer- und begleitenden Betreuungsprogramms für Flüchtlinge an der FSU für die nächsten zwei Jahre fort. 2017/18 werden insgesamt 158.250 Euro aus den Mitteln des Bundesforschungsministeriums (BMBF) für die Programme „Welcome“ und „Integra“ zur Verfügung gestellt. „Die erneute Förderung und die Erhöhung der Fördersumme sind großartige Bestätigungen der bisherigen Arbeit unseres ganzen Teams, die wir nun umso motivierter fortsetzen“, sagt Britta Möbius, die neue zuständige Koordinatorin aus dem Internationalen Büro. Bisherige Erfahrungen wurden genutzt, um das Programm noch besser auf die Bedürfnisse anzupassen. Um die Kommunikation zu optimieren, hilft nun Kinan Azzam, ein studentischer Mitarbeiter aus Syrien, als Dolmetscher dabei, Beratungsgespräche ins Arabi- sche bzw. vom Arabischen ins Deutsche zu übersetzen. Engagierte Studierende sollen zudem als „Buddies“ gewonnen werden, um während des gesamten Semesters die Gasthörer bei ihrer sozialen Integration als zukünftige Studierende an der Uni zu begleiten. Dank der Fördermittel können weiterhin Deutschsprachkurse und die kostenlose Teilnahme am Gasthörerprogramm der Uni Jena angeboten werden. Im aktuellen Sommersemester haben sich 72 Flüchtlinge – und damit 29 mehr als beim Start vor einem Jahr – als Gasthörer eingeschrieben. Von den Teilnehmern des Wintersemes- ters hätten bereits vier die Deutschprüfung für den Hochschulzugang bestanden, so Möbius. jd 6.000 Kilometer Schulweg nach Jena MIT-Studierende aus den USA unterrichteten an Jenaer Schulen Den Weg über den großen Teich und über 6.000 Kilometer haben Lara Timbó Araújo und Sean Burchesky vom Mas- sachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge nahe Boston im Januar angetreten, um in Jena zu unterrichten. Dass dies in der Saalestadt möglich ist, verdanken sie u. a. dem Engagement von Dr. Matthias Müller von der Uni Jena. „Ich freue mich sehr, dass die Kooperation zwischen der Mathematik-Didaktik mit dem MIT zustande gekom- men ist und wir der erste Standort des Programms MIT Global Teaching Lab in Ostdeutschland sind“, sagt der zuständige Koordinator des Schülerforschungszen- trums Jena. Das MIT schickt seine Studierenden aus den Na- turwissenschaften in die ganze Welt, um Erfahrung im Unterrichten zu gewin- nen. Für einen Monat lehr- ten Lara und Sean jeweils fünf Stunden in der Woche am Otto- Schott-Gymnasium, an der Integrierten Gesamtschule Grete Unrein und in AGs des Schülerforschungszentrums in den Fächern Mathematik, Astronomie und Raumwissenschaft. Dabei teilten sie vor allem eine Erfahrung: „Die Schüler sind sehr engagiert, doch auch noch etwas schüchtern“, erzählte Lara. „Das kann aber auch daran liegen, dass der Unterricht auf Englisch stattfindet“, fand die 21-Jährige, die ab und zu versucht hat, ihre Anfängerkenntnisse in Deutsch anzuwenden, eine mögliche Erklärung. In Jena gefiel es den Studierenden aus den USA gut. „Es ist eine schöne Stadt, die sehr modern ist. Es gab jedenfalls keinen Kulturschock, als wir angekom- men sind“, so der 22-jährige Sean. Interkulturell wertvoll Der Fachdidaktiker Prof. Dr. Michael Fothe betrachtet die Kooperation als großen Erfolg: „In vielerlei Hinsicht ist das Projekt interkulturell wertvoll. Wir ermöglichen amerikanischen Studen- ten, deutsche Schulen kennenzulernen, während Jenaer Schülern bilingualer Unterricht geboten wird. Da unsere For- schung inhaltliche Berührung mit der des MIT hat, wird auch der wissenschaftliche Austausch gestärkt.“ „Schon jetzt haben beide Seiten ihr Interesse an einer Fort- führung bekundet“, freut sich auch Dr. Müller über den gelungenen Auftakt. jd W eitgereist:Lara TimbóAraújound SeanBurcheskyvom MITwarenGästeder FSUundhabenan JenaerSchulenunter- richtet. Foto:Günther Jean-Monnet-Netzwerk etabliert Wie entsteht historisches Wissen? Wie wird es verbreitet und vermittelt? Ein neues Jean-Monnet-Netzwerk für Angewandte Europäische Zeitgeschichte am Historischen Institut wird diesen Fragen nachgehen. „Das Netzwerk bietet die Chance, universi- täre Forschung mit der Arbeit von Museen, Gedenkstätten und Nichtregierungsorganisationen zu verzahnen und dabei wechsel- seitig voneinander zu profitieren“, sagt PD Dr. Jörg Ganzenmül- ler, der das Netzwerk leitet. Die Idee für das Netzwerk, das mit Historikern und Geschichtspraktikern aus Belgien, Polen, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Deutschland geknüpft wird, hat der Historiker mit seinen Kollegen Dr. Juliane Tomann und Dennis Dierks entwickelt. Es ist das erste EU-Projekt, das am Histori- schen Institut bewilligt wurde, und zugleich das erste Netzwerk aus der Geschichtswissenschaft überhaupt, das innerhalb des Jean-Monnet-Programms gefördert wird. Die Fördersumme be- trägt 300.000 Euro. In Orten wie Srebrenica soll wissenschaftlich reflektiertes Ver- ständnis für die „wunden Punkte“ in den Erinnerungskulturen der europäischen Nachbarn geweckt und zugleich ein Beitrag zu einer gemeinsamen Erinnerungskultur geleistet werden. Dabei arbeiten die Partner fachübergreifend zusammen und bündeln die Ansätze der Geschichts- und Politikwissenschaft, Soziologie, der Sozial- und Kulturanthropologie sowie der allgemeinen Kulturwis- senschaften. Das Jean-Monnet-Programm wurde 1989 erstmals von der EU aufgelegt, um Lehre, Forschung und Reflexion zur europäischen Integration an den Hochschulen zu fördern. sl

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