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FSUNewsletter/SS2016

Neue Bücher

Europa im Vormärz

Politische Romantik

Wozu gesund?

Gesundheitsförderung und Prävention

gewinnen nicht allein im privaten Le-

bensbereich an Bedeutung. Der Ge-

sellschaft und Wirtschaft ist ebenfalls

zunehmend an der Vermeidung von

Krankheiten gelegen. Denn mit ihnen

sind u. a. steigende Kosten, etwa durch

Volkskrankheiten wie Diabetes, Herz-

Kreislauf-Erkrankungen oder psychische

Erkrankungen, verbunden.

Eine interdisziplinäre Perspektive auf

dasThemenfeld Gesundheit und Präven-

tion gibt das Buch „Wozu gesund? Prävention als Ideal“ aus

der Reihe der Kritischen Jahrbücher der Philosophie. Heraus-

geber sind PD Dr. Reyk Albrecht, Prof. Dr. Nikolaus Knoepffler

sowie Prof. Dr. Wolfram H. Eberbach vom Ethikzentrum. Der

Sammelband vereint Beiträge, die im Rahmen des Thüringen-

tages für Philosophie 2014 entstanden sind, mit neuen Ansät-

zen. Beleuchtet werden die verschiedensten Facetten dieses

gerade so aktuellenThemas: philosophische und medizinische

Grundlagen ebenso wie die praktische Anwendung in Unter-

nehmen und Hochschulen. Zudem werden aktuelle Projekte

vorgestellt und ein zentraler Präventionsansatz vertieft. biw

Erleben wir das Scheitern der europäischen Einigung und eine

Renaissance der Nationalstaaten? Die gegenwärtigen Turbu-

lenzen im Zuge der Finanz- und neuerdings der sogenannten

Flüchtlingskrise geben Anlass zur Besorgnis. Dabei sind starke

Nationalstaaten eine Grundvoraussetzung per se für das Pro-

jekt Europa, sagt Prof. Dr. Klaus Ries. „Die sich herausbilden-

den Nationalstaaten stehen am Beginn einer europäischen

Einigungsbewegung“, konstatiert der Historiker.

Ries lenkt den Blick dabei auf die Zeit des „Vor-

märz“, also die Jahre zwischen der französischen

Juli-Revolution von 1830 und dem Revolutions-

jahr 1848/49. Das Jahr 1830 lasse sich mit gu-

tem Recht als europäische Zäsur begreifen, sagt

er. Dargelegt hat Klaus Ries seine Überlegungen

in dem Buch „Europa imVormärz. Eine transnati-

onale Spurensuche“, das in der Reihe „Schriften

der Siebenpfeiffer-Stiftung“ erschienen ist.

Eine spannende Lektüre verspricht das neue

Buch, weil es der wissenschaftlichen Kontro-

verse Platz einräumt. So warnt Prof. Dr. Manfred

Hettling von der Martin-Luther-Universität Halle-

Wittenberg in seinem Beitrag davor, Ereignisse von einst mit

demWissen von heute umzudeuten. 

sl

War die Romantik im Kern reaktionär? Oder doch eher pro-

gressiv-revolutionär? Antworten auf Fragen wie diese, versu-

chen Autoren verschiedener Wissenschaftsdisziplinen in ei-

nem neuen Buch zu geben. Im Fokus der Überlegungen steht

dabei die politische Romantik.

„Wir brauchen wieder einen an wissenschaftlichen Kriterien

ausgerichteten Blick auf das Phänomen Romantik“, sagt Prof.

Dr. Walter Pauly, einer der Herausgeber des Buches „Staat,

Nation und Europa in der politischen Romantik“.

Der Rechtswissenschaftler nennt die Romantik

eine Art Selbstbedienungsladen, aus dem sich

ein jeder nimmt, was ihm gerade gefällt.

Prof. Dr. Klaus Ries, der zweite Herausgeber

des Buches, spricht von den zähen Schichten der

Rezeption, die es abzuschälen gelte. „Spannend

ist die enorme Heterogenität der Romantik“, sagt

der Historiker. In der Gesamtheit sei die Roman-

tik daher kaum greifbar, es gelte vielmehr, Denk-

figuren als Idealtypen herauszufiltern. Dabei, so

Ries, gebe es den „beunruhigenden Befund“,

dass einige dieser Denkfiguren der Romantik in

der frühen sozialistischen Bewegung ebenso attraktiv waren

wie sie später anschlussfähig für konservative Denker am

Ende des 19. Jahrhunderts wurden.

Der Sammelband vereint Beiträge von Jens Eisfeld, Stefan

Gerber, Walter Pauly, Klaus Ries, Miriam Rose, Achim Seifert,

Ludwig Stockinger, Jan Urbich und Giulia Valpione. 

sl

Walter Pauly, Klaus Ries (Hg.): „Staat, Nation und Eu-

ropa in der politischen Romantik“, Nomos Verlag, Baden-

Baden 2015, 321 Seiten, 49 Euro, ISBN: 978-3-8487-1546-6

Klaus Ries (Hg.): „Europa im Vormärz. Eine transnatio-

nale Spurensuche“, Schriften der Siebenpfeiffer-Stiftung,

Band 10, JanThorbeckeVerlag, Ostfildern 2016, 204 Seiten,

29 Euro, ISBN: 978-3-7995-4910-3

ReykAlbrecht, Nikolaus Knoepffler,Wolfram H. Eberbach

(Hg.): „Wozu gesund? Prävention als Ideal“, Kritisches Jahr-

buch der Philosophie, Bd. 16, Königshausen & Neumann,

2015, 139 Seiten, 19,80 Euro, ISBN: 978-3-8260-5828-8

Gebildete Muslime

Deutschland debattiert über den Spagat zwischen Willkom-

menskultur und Flüchtlingskrise. Und über die entscheidende

Frage: Wie kann Integration gelingen? Für die Soziologin Dr.

Diana Karadzhova-Beyer ist die Sprache der Schlüssel für gelin-

gende Integration: „Erst die Sprache er-

laubt die vollwertige Partizipation am Le-

ben in Deutschland.“ Sprachkenntnisse

seien die Eintrittskarte zum Arbeitsmarkt

und so Voraussetzung einer sozialen und

kulturellen Integration.

Doch Diana Karadzhova-Beyer hat für

ihre Dissertation nicht über die aktuelle

Zuwanderung geforscht. Ihr Forschungs-

gegenstand ist die zweite Generation

von Zuwanderern aus der Türkei. Ausge-

wählt wurden Menschen aus der „bür-

gerlichen Mitte“ der Gastarbeiter-Nach-

kommen. Menschen, die den Islam als Religion praktizieren

und zugleich ihren Platz in der Gesellschaft haben.

Ihre Ergebnisse hat Karadzhova-Beyer in dem Buch „Virtuo-

sen der Lebenspraxis: gebildete Muslime in Deutschland“ ver-

öffentlicht, das in der Reihe „Kultur und Bildung“ erschienen

ist. Karadzhova-Beyer sagt, eine gelingende Integration des

Islam sei primär nicht schwierig. Die Schwierigkeiten lägen

vielmehr darin begründet, dass der Islam noch immer vorran-

gig auf Misstrauen und Vorurteile stößt. 

sl

Diana Karadzhova-Beyer: „Virtuosen der Lebenspra-

xis: gebildete Muslime in Deutschland“, Verlag Ferdinand

Schöningh, Paderborn 2016, 267 Seiten, 34,90 Euro, ISBN:

978-3-506-76634-2