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FSU-Newsletter/Winter 2016/17

Internationales

Von Würmern lernen

Humboldt-Stipendiat Dr. Andriy Cherkas erforscht Stress- und Alternsprozesse

Ticketpaten ermöglichen Bildung

FSU integriert 75 Flüchtlinge – auch dank ehrenamtlichen Engagements

Krankheit im Alter – das muss nicht

zwingend sein. Zwar steigt mit zuneh-

mender Lebenserwartung die Zahl

altersbedingter Beschwerden, wie kar-

diovaskulärer Erkrankungen oder Dia-

betes, gleichzeitig entschlüsseln aber

Wissenschaftler weltweit immer mehr

Faktoren, die solchen Krankheiten vor-

beugen können. Zwei zentrale Punkte

sind dabei Ernährung und Bewegung,

wie Dr. Andriy Cherkas weiß. Der Sport-

und Humanmediziner aus der Ukraine ist

zu Gast am Institut für Ernährungswis-

senschaften. Seinen zweijährigen For-

schungsaufenthalt ermöglicht die Alex-

ander von Humboldt-Stiftung mit ihrem

Georg-Forster-Forschungsstipendium für

Postdoktoranden. Gastgeber des ukraini-

schenWissenschaftlers ist Prof. Dr. Lars-

Oliver Klotz.

Die Lebensspanne verlängern

Dr. Cherkas, der in seiner Heimat an

der Lviv National Medical University

lehrt und forscht, konzentriert sich insbe-

sondere darauf, ob zum Beispiel Fasten

in Verbindung mit Bewegung

die Stressresistenz eines Or-

ganismus und somit seine

Lebensdauer erhöht. Dabei

untersucht er, wie bestimmte

Signalmechanismen in Zellen

funktionieren und wie unter-

schiedliche Nährstoffe den

Energiestoffwechsel beein-

flussen.

Der Kontakt zu Prof. Klotz

und der FSU entstand im

Rahmen einer Tagung in

Griechenland vor zwei Jah-

ren. Seitdem bestehen ein

enger Kontakt und der Plan,

ein Kooperationsprojekt zwi-

schen den Universitäten Jena und Lviv

zu etablieren. Lassen sich Cherkas

Forschungsergebnisse am Fadenwurm

(Caenorhabditis elegans) in Zukunft auf

den menschlichen Organismus übertra-

gen, trägt das auch zur Weiterentwick-

lung der Alternsforschung an der FSU

bei. In Jena stehen dem Mediziner nun

zunächst die Ausstattung und Expertise

zur Verfügung, um seine Grundlagenfor-

schung zu betreiben. „Ich bin sehr froh,

hier zu sein und bin sicher, dass mir der

Aufenthalt für meine zukünftigen klini-

schen Studien viel nützen wird“, sagt

Dr. Cherkas und ergänzt: „Hier habe

ich beste Möglichkeiten, mich auch auf

molekularer Ebene mit der Thematik zu

beschäftigen, während ich in der Ukraine

auf den medizinisch-klinischen Bereich

beschränkt bin“.

biw

Foto:Kasper

Wie mit der richtigen

Ernährung altersbe-

dingten Krankheiten

vorgebeugt werden

kann, erforscht Dr.

Andriy Cherkas.

Im laufenden Wintersemester haben

sich sechs Flüchtlinge für ein regulä-

res Studium an der FSU immatrikuliert.

Da Herkunft und Aufenthaltsstatus für

die Bewerbung nicht erhoben werden,

könnten auch noch weitere Geflüch-

tete unter den Studierenden sein. Das

Flüchtlingsgasthörerprogramm erfreut

sich überdies wieder großen Zuspruchs:

69 Personen nehmen aktuell daran teil.

Überwiegend stammen sie aus Syrien,

drei aus Afghanistan und zwei aus dem

Irak, 20 von ihnen sind Frauen. Den

Gasthörenden wird ein Mentor aus dem

Mentorenprogramm für Studierende zur

Seite gestellt, der ihnen hilft, sich an der

Universität zurechtzufinden.

Zu den jüngsten, von der FSU ini-

tiierten Hilfsangeboten gehört die Ti-

cketpatenschaft. Sie ermöglicht auch

Flüchtlingen, die über zu wenig Geld für

Fahrkarten verfügen und nicht direkt in

Jena leben, sondern aus umliegenden

Städten wie Apolda oder Rudolstadt an

die Universität pendeln, eine regelmä-

ßige Teilnahme an Lehrveranstaltungen,

Sprachkursen und am Integrationspro-

gramm. Das Internationale

Büro fand mehrere private

„Ticketpaten“, welche mit

kleinen und größeren Beträ-

gen die Monatstickets für die

Flüchtlinge finanzieren.

Ehrenamtlich helfen

Überdies werden studen-

tische ehrenamtliche Initia-

tiven mit großem Engage-

ment weitergeführt, etwa die

„Refugee Law Clinic“. Dabei

handelt es sich um ein Aus-

bildungsprogramm für die eh-

renamtliche Rechtsberatung

von Asylbewerbern. Mitar-

beiter aus dem Institut für

Deutsch als Fremd- und Zweitsprache

und Interkulturelle Studien schulen wei-

terhin ehrenamtliche Deutschlehrende,

die wiederum Flüchtlingen Deutschnach-

hilfe geben. In Eckolstädt betreiben Stu-

dierende der Auslandsgermanistik ein

„Sprachcafé“ für Flüchtlinge. Die Initia-

tive „Helfern helfen“ des Hochschulver-

Foto:Kasper

bandes für Interkulturelle Studien bietet

Sensibilisierungstrainings für Freiwillige

in der Flüchtlingshilfe. Flüchtlinge, inter-

nationale und deutsche Studierende ha-

ben beimWelcome Unisport außerdem

die Möglichkeit, zum Studententarif ge-

meinsam Sport zu treiben und sich ken-

nenzulernen.

jd

Karin und Jens Ka-

bow aus Jena sind

die Ticketpaten des

syrischen Flüchtlings

Ahmad Naji (M.). Sie

finanzieren die Fahr-

ten des in Weimar le-

benden jungen Man-

nes zur Teilnahme an

Vorlesungen in Jena.