Lichtgedanken 03

Rubrik 27 03 | LICHT GEDANKEN klopft man da an die Tür der Forscher- kollegen und tauscht sich aus – bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Das merke ich, während mir Alessandra Marolda, Doktorandin am Leibniz-Ins- titut für Naturstoff-Forschung und In- fektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI), ihren Part an BLOODi darlegt. Im Hintergrund ist eifriges Geflüster der anderen Projektteilnehmer zu ver- nehmen, die sich nicht etwa über das vergangene Wochenende austauschen, sondern über Zwischenergebnisse aus dem Labor. Das Ideal sei es, am Ende des Projekts tatsächlich Vollblut untersuchen zu können und dieses so wenig wie mög- lich zu beeinträchtigen, erzählt mir der- weil die junge Biologin. Bislang könne die Wissenschaft das nicht leisten. Was sie nun zu Beginn am Zentrum für In- novationskompetenz (ZIK) Septomics untersucht, stellt nichtsdestotrotz schon einen kleinen Meilenstein dar: »Am Anfang erforschen wir durchaus noch S C HW E R P U N K T einzelne Zellen, aber ohne sie zu mar- kieren.« Die Zellen werden also nicht gefärbt, sondern möglichst unangetas- tet gelassen – um trotz Extraktion valide Ergebnisse zu generieren. Neutrophile reagieren auf Pilzinfektion Dazu habe sie von zwei Blutproben des- selben Menschen eine Probe mit dem Pilz Candida albicans infiziert und die andere nicht. »Nach einer Stunde habe ich aus beiden Proben neutrophile Gra- nulozyten isoliert«, so Marolda. Diese oft nur als Neutrophile bezeichneten Zellen sind mit Abstand die häufigsten weißen Blutkörperchen. »Als Teil der angeborenen Immunabwehr tragen sie zur Identifizierung und Zerstörung von Mikroorganismen bei – daher erschien es uns vielversprechend, sie genauer zu beobachten«, führt die Italienerin aus. Erste Versuche mit dem Laser-Scanning- Mikroskop lassen auch mich erkennen, dass sich die isolierten Neutrophile aus infiziertem Blut tatsächlich von denen aus nichtinfiziertem unterscheiden: Ihre Form hat sich leicht verändert; sie sind etwas flacher. »Ihre Morphokinetik wur- de durch den Erreger beeinflusst«, fasst Alessandra Marolda zusammen. Als nächstes wird sie durch eine Infizierung der Blutproben untersuchen, wie die Immunzellen auf andere Pilze und Bak- terien reagieren. Genauso? Anders? Hel- fen sie nur, eine Infektion zu verkünden oder kann man deren Charakteristika nutzen, um auf einen konkreten Erreger zu schließen? Wie verhalten sich andere Blutzellen? Zum Beispiel bei einer Sepsis ist der frühestmögliche Beginn der Be- handlung entscheidend für deren Erfolg – eine schnelle Bestimmung der Keime und die entsprechende medizinische Re- aktion kann im äußersten Fall über Le- ben und Tod entscheiden. Beeindruckt von der Tragweite der Un- tersuchungen verlasse ich das Labor. Auch die anderen beenden ihre Fach- simpelei, die inzwischen angekommen Doktorandin Alessandra Marolda untersucht neutrophile Granulozyten: Dafür vergleicht sie zwei Blutproben ein und derselben Person. Eine Probe ist mit dem Pilz Candida albicans infiziert, die andere nicht. Untersuchungen mit dem Laser-Scanning-Mikroskop machen deutliche Unterschiede zwischen den Neutrophilen aus infiziertem Blut und aus der Kontrollprobe sichtbar.

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