Lichtgedanken 04

Rubrik 61 04 | LICHT GEDANKEN Frühstart in den Frühling Botaniker haben die Ursachen für den veränderten Blüh- beginn von Pflanzen infolge des globalen Klimawandels untersucht. »Die Klimaveränderungen führen in der Regel zu einem früheren Blühbeginn«, sagt Patrizia König. Die Nachwuchswissenschaftlerin aus der Arbeitsgruppe Bio- diversität der Pflanzen hat für ihre Studie Daten von über 550 Pflanzenarten von 18 Standorten in Europa und Nord­ amerika ausgewertet und untersucht, wie sich diese auf ändernde Umweltbedingungen einstellen (DOI: 10.1111/ geb.12696). Entscheidend dabei sind funktionelle Merk- male der Pflanzen, wie Wuchshöhe und Blattgröße. Für Sträucher, Kräuter und Gräser gelte: je kleiner die Pflanze umso deutlicher die Verschiebung des Blühbeginns. Ver- mutlich, so die Erklärung der Forscherinnen, um der groß- wüchsigen Konkurrenz zuvorzukommen, die später das Sonnenlicht abschirmt.  US Wie fest zu flüssig wird Materialwissenschaftler aus Jena haben gemeinsam mit ei- nem internationalen Team von Fachkollegen detailliert be- obachtet, was beim Schmelzen auf Molekülebene passiert (DOI: 10.1002/advs.201700850). DemWissenschaftlerteam ist es dabei gelungen, sich den Schmelzvorgang quasi in Zeitlupe anzuschauen. Sie deckten auf, dass dieser grund- sätzlich in zwei Schritten erfolgt: »Erhöht man die Tempe- ratur, so erreicht das System zunächst einen energetischen Zustand, der zufällig auftauchende gestörte Bereiche zur Folge hat, allerdings ohne dass die Teilchen, aus denen das Kristallgitter besteht, bereits größere Bewegungen vorneh- men. Nur wenn diese Teilchen im zweiten Schritt auch die Freiheit erlangen, sich zu bewegen, verflüssigen sich die gestörten Bereiche«, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Lothar Wondraczek vom Lehrstuhl für Glaschemie.  sh Nur nachhaltig ist auch gerecht Volkswirt Dr. Wolfgang Bretschneider vom Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik hat ein Buch über die Versorgungsge- rechtigkeit beim Zugang zu Trinkwasser vorgelegt (»Das Menschenrecht auf Wasser als Allokationsproblem«). Die Umsetzung des seit 2010 von der UNO anerkannten Men- schenrechts scheitere bislang unter anderem daran, dass gar nicht geklärt ist, was damit konkret gemeint sei, so Bretschneider. »Uneingeschränkte und entgeltfreie Ver- fügbarkeit von Wasser ist nicht nur nicht umsetzbar, son- dern auch nicht nachhaltig.« Das Menschenrecht lasse sich nur erfüllen, wenn sich die räumlichen, zeitlichen und pe- kuniären Hürden in einem für jeden einzelnen Menschen zumutbaren Rahmen bewegen und diese Hürden zugleich so funktional sind, dass damit ein nachhaltiger Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser gefördert wird, un- terstreicht der Forscher.  US Wie Schmerz wahrgenommen wird US-amerikanische Patienten geben nach identischen or- thopädischen Operationen eine deutlich höhere Schmerz- intensität an als Patienten in Europa. Obwohl die Patienten in den USAmehr Schmerzmittel erhielten, war ihr Wunsch nach mehr Schmerztherapie sogar noch höher als bei der Vergleichsgruppe. Diese Erkenntnisse sind das Ergebnis einer Auswertung von fast 14000 Patientenbefragungen im Rahmen des weltweit größten Akutschmerzregisters PAIN OUT, das am Jenaer Universitätsklinikum koordi - niert wird (DOI: 10.1016/j.bja.2017.11.109). Eine mögliche Erklärung für diese Unterschiede könne in der vermehrten Einnahme von Opioiden vor der Operation bei den ame- rikanischen Patienten liegen. Dies könne die Wirkung der Schmerzmittel nach der Operation verringern, vermuten die Autoren.  vdG Ticker

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