Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  14 / 52 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 14 / 52 Next Page
Page Background

14

Uni-Journal Jena02/15

Forschung

Bunte Nanoguides zur Leber

Forscherteam stellt hochspezifische Nanopartikel her

Gehen wie ein Dinosaurier

Bewegungswissenschaftler und Zoologen ergründen den Gang von Vögeln

Dinosaurier taten es. Menschen und

Affen tun es. Und Vögel tun es auch –

sie laufen auf zwei Beinen. Auch wenn

der Mensch als „Zweibeiner“ eine Son-

derstellung unter den Säugetieren ein-

nimmt, ist der aufrechte Gang keines-

wegs nur ihm vorbehalten. „Auch Vögel

bewegen sich auf zwei Beinen fort, al-

lerdings nutzen sie dafür eine ganz an-

dere Technik als wir Menschen“, sagt Dr.

Emanuel Andrada. Während der Mensch

beim Gehen den Oberkörper senkrecht

hält und den Körperschwerpunkt so di-

rekt über den Beinen positioniert, ist der

Körper der Vögel waagerecht nach vorn

ausgerichtet, was auf den ersten Blick

höchst unvorteilhaft erscheint. Gemein-

sam mit Kollegen hat der Bewegungs-

wissenschaftler daher untersucht, wie

sich diese Körperorientierung der Vögel

beim Laufen auf die Funktionsweise ih-

rer Beine und die Stabilität beim Gehen

auswirkt. Die erste detaillierte Analyse

dieser Art hat das Team in den „Procee-

dings of the Royal Society B“ veröffent-

licht (DOI: 10.1098/rspb.2014.1405).

Dazu haben die Forscher Wachteln in

einer Hochgeschwindigkeitsröntgenan-

lage laufen lassen. Während die Anlage

die Bewegung der Tiere minutiös auf-

zeichnete, haben die Forscher zeitgleich

die Kräfte gemessen, die bei der Fort-

bewegung an ihren Beinen wirken. Aus

diesen Daten konnte das Forscherteam

schließlich ein Computermodell des Be-

wegungsablaufs erstellen, mit dem sich

Stabilität und Energiebilanz bei unter-

schiedlichen Gangarten simulieren und

analysieren lassen.

Wie sich zeigte, nutzen die Vögel zur

schnellen Fortbewegung vorwiegend

das sogenannte „grounded running“, ei-

nen Laufstil, bei dem immer mindestens

ein Bein Bodenkontakt hält. Das sei für

dieTiere extrem energieaufwendig, auch

weil – bedingt durch die waagerechte

Körperhaltung – der Körperschwerpunkt

der Vögel beim Gehen deutlich vor den

Beinen liegt.

Beine wirken wie Stoßdämpfer

Doch, so haben die Forscher anhand

ihres Computermodells herausgefun-

den, dieser Kraftakt lohnt sich: Anders

als die Beine des Menschen, die wie

zwei Sprungfedern Energie aufnehmen

und direkt für die Vorwärtsbewegung

nutzen, wirken die Beine der Vögel eher

wie Stoßdämpfer: Den Beinen wird ei-

nerseits Energie entzogen und anderer-

seits zusätzliche Energie in ein Drehmo-

ment im Hüftgelenk investiert, das den

Körper stabilisiert.

Nun wollen die Forscher das Compu-

termodell auch am Gang anderer Vögel

testen und damit sogar die Fortbewe-

gung von Dinosauriern analysieren –

den direkten Vorfahren der heutigen

Vögel. 

US

Sie sind ein Hoffnungsträger für ziel-

gerichtete Therapieansätze: Die „small

interfering RNA-Moleküle“, kurz siRNA.

Diese können Gene stumm schalten,

indem sie verhindern, dass die darauf

codierten Proteine produziert werden.

Dazu muss das genetische Material aber

exakt in die Zielzellen gebracht werden,

wo es wirken soll. Medizinern und Che-

mikern aus Jena, München und den USA

ist es jetzt gelungen, Nanotransporter

für das genetische Material herzustel-

len, die ihren Weg zielgerichtet und ef-

fizient zu einem ausgewählten Zelltyp

finden und dort denWirkstoff freisetzen.

Das berichten sie im Fachjournal „Na-

ture Communications“ (DOI: 10.1038/

ncomms6565).

Die auf Polymeren basierenden Par-

tikel sind mit Fluoreszenzfarbstoffen

markiert und mit siRNA beladen. Die

Farbstoffe wirken für die Partikel wie

Adressaufkleber und Trackingnummer

in einem. „In Abhängigkeit von der che-

mischen Struktur der Farbstoffe wurden

die Partikel entweder über das Nie­

rengewebe oder über Zellen der Leber

aus dem Blut gefiltert. Gleichzeitig ließ

sich dieser Weg anhand der Farbstoffe

leicht nachverfolgen“, beschreibt Inten-

sivmediziner Prof. Dr. Michael Bauer die

Funktionsweise. Seine Arbeitsgruppe

konnte zudem zeigen, dass der Farb-

stoff spezifisch von einem Zelltranspor-

ter der Leberepithelzellen aufgenom-

men und in die Zellen geschleust wird.

Entworfen und hergestellt wurden die

spezifischen Farbnanocontainer in den

Laboren des Jena Center for Soft Matter

(JCSM). Dieses Prinzip könne als eine

Art „Werkzeugkasten“ für eine Vielzahl

von unterschiedlichen siRNA-Nanotrans-

portern angesehen werden, ist sich der

Sprecher des Zentrums, Prof. Dr. Ulrich

S. Schubert, sicher. 

vdG

Laufenvordem

Röntgenschirm:Wäh-

renddieSchritteder

Wachtelgefilmtwer-

den,zeichnenzwei

Messplattenunterih-

renFüßendieKräfte

beimLaufenauf.

Foto:Kasper

[alsoavailablein

English: www.uni- jena.de/en/uni_ journal_2_2015.html]

Kontakt:

Dr.EmanuelAndrada,Tel.:03641/949174

E-Mail:emanuel.andrada@uni-jena.de

Kontakt:

Prof.Dr.Michael

Bauer

Tel.:03641/9323111

E-Mail:Michael. Bauer@med.uni- jena.de

Prof.Dr.UlrichS.

Schubert

Tel.:03641/948200

E-Mail:Ulrich. Schubert@uni-jena

.

de

[alsoavailablein

English: www.uni- jena.de/en/uni_ journal_2_2015.html]

NanopartikelmitWirkstoffbeladungim

Inneren(lila)undFarbmarkierungenaufder

Partikeloberfläche(blauePunkte).

Abbildung:JCSM/SmartDyeLiveryGmbH