Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  28 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 28 / 48 Next Page
Page Background

28

Uni-Journal Jena07/15

Medizin

Strategien gegen resistente Erreger

Klinische Forschergruppe Infektiologie wird erneut gefördert

Wiederholte Fehlgeburten vermeidbar?

Studie widerlegt therapeutischen Nutzen eines Gerinnungshemmers

Inzwischen ist das Thema nationales

Strategieziel undTagungsthema auf Gip-

feltreffen der Weltpolitik: die Bekämp-

fung von Antibiotika-Resistenzen. Für

Prof. Dr. Mathias Pletz und seine Mitar-

beiter im Zentrum für Infektionsmedizin

und Krankenhaushygiene am Uniklini-

kum bestimmt es den Arbeitsalltag und

das Forschungs-

programm. Vier

neue Projekte

seiner Klinischen

Forschergruppe In-

fektiologie fördert

das Bundesminis-

terium für Bildung

und Forschung in

den kommenden

drei Jahren mit 1,8

Mio. Euro.

Die Forscher-

gruppe bildet zu­

sammen mit der

Krankenhaushy­

giene das inzwi­

s chen

k n a pp

30-köpfige Team

des Zentrums,

einer eigenstän-

digen Einrichtung des Klinikums. „In

Deutschland besteht großer Nachhol-

bedarf in Sachen Infektiologie“, betont

Pletz. „In Thüringen gibt es auf über

20 000 Betten ganze drei in der Klinik

tätige Infektiologen.“

Eines der neuen Forschungsprojekte

untersucht den Einsatz von Antibiotika

bei Sepsispatienten. Prof. Pletz: „Bei

einem Drittel der Patienten mit schwe-

rer Sepsis liegen die Antibiotikaspiegel

unterhalb der Wirksamkeit, weil die

Flüssigkeits- und Stoffwechselregulation

grundlegend gestört sind.Wir wollen ein

Echtzeitmonitoring entwickeln, um die

Wirkstoffgabe unmittelbar nachregeln

zu können.“

Festung Biofilm

Auch wenn Bakterien auf Implanta-

ten oder Herzklappen Biofilme gebildet

haben, ist ihnen mit einer normalen

Antibiotika-Gabe nicht beizukommen.

In diesen Belägen organisieren sich die

Erreger festungsartig und es bedarf der

mehr als 1 000-fachen Antibiotika-Kon-

zentration, um diese Barriere zu durch-

brechen. DieWissenschaftler wollen nun

Wirkstoffe gegen den „Erregerschutz-

wall“ testen. Weitere Projekte, denen

sich die Forschergruppe in den nächsten

drei Jahren widmen wird, sind eine Stu-

die zur Verbesserung des Impfregimes

gegen Pneumokokken und ein Nach-

weisverfahren für Resistenzenzyme in

der Blutkultur. 

vdG

Der gerinnungshemmende Wirkstoff

Dalteparin reduziert nicht das Risiko

von wiederholten Fehlgeburten. Dies ist

das Ergebnis der „Ethig II-Studie“ von

Geburtsmedizinern aus Deutschland

und Österreich, die zwischen 2006 und

2013 mit 449 Schwangeren durchgeführt

wurde. Die Studienergebnisse sind in

der Fachzeitschrift „Annals of Internal

Medicine“ erschienen (doi: 10.7326/

M14-2062). „Die tägliche Injektion von

Dalteparin erhöht weder die Anzahl der

anhaltenden Schwangerschaften noch

der Lebendgeburten bei Frauen mit

wiederholten Fehlgeburten“, sagt Prof.

Dr. Ekkehard Schleußner, Direktor der

Jenaer Klinik für Geburtshilfe und Frau-

enheilkunde. „Demnach widerlegt das

Ergebnis dieser Studie bisherige Annah-

men, die von einem positiven Einfluss

des Medikaments ausgehen“, so der

Studienleiter weiter.

Störungen der Blutgerinnung

Da nur bei etwa der Hälfte aller Frauen

die Ursache für ihre wiederholten Fehl-

geburten festgestellt werden kann, kön-

nen sie bisher oft nicht gezielt therapiert

werden. Es zeigte sich jedoch, dass Stö-

rungen der Blutgerinnung bei wiederhol-

ten Fehlgeburten eine Rolle spielen. dre

ArbeitmitBakteri-

enkulturen:DieFor-

schergruppeInfek-

tiologiesuchtnach

neuenMöglichkeiten

zurPräventionund

TherapievonInfekti-

onenmitmultiresis-

tentenErregern.

Foto:Schroll