FSU Newsletter 07

3 FSU-Newsletter/Frühjahr 2018 Nachrichten ZEISS-Vorstandsvorsitzender wird Ehrendoktor Ehrung für den exzellenten Physiker Prof. Dr. Michael Kaschke Miterfinder der Lithium-Ionen-Batterie ausgezeichnet Prof. Dr. John Bannister Goodenough erhielt Ehrendoktorwürde Spätestens seit Zeiten des Universi- tätsmechanikus‘ Carl Zeiss und des Professors Ernst Abbe ist Jena ein – wenn nicht gar das – Zentrum der Optik in Deutschland. Und die Verbundenheit der beiden Gründungsväter des Unter- nehmens ZEISS mit der Uni Jena hat auch die enge Kooperation von Wissen- schaft und Wirtschaft in diesem Bereich begründet. Diese lebendige Verbindung wurde erneut am 5. Februar sichtbar, als die Physikalisch-Astronomische Fakultät die Ehrendoktorwürde an Prof. Dr. Michael Kaschke, den Vorstandsvorsitzenden der Carl Zeiss AG, verlieh. Kaschke wurde ausgezeichnet „für seine Beiträge zur Femtosekundenspektroskopie und An- wendungen der Kohärenztomographie sowie für seine Verdienste in der op- tischen Industrie und für Bildung und Wissenschaft“, so der Urkundentext. Dahinter steckt ein Leben als Wissen- schaftler, Hochschullehrer, Manager und Vordenker, das eng mit Jena verbunden in die ganze Welt ausstrahlt. Der 1957 in Greiz geborene Michael Kaschke hat an der Uni Jena Physik stu- diert, 1986 promoviert und sich 1988 habilitiert. Beitrag für Jenaer Laserphysik „In dieser Zeit hat er bedeutende Beiträge auf dem Gebiet der Erzeu- gung und Anwendung ultrakurzer La- serpulse geleistet, darunter auch eine der ersten Arbeiten auf dem Gebiet der Femtosekunden-Laserspektroskopie. Er hat damit dazu beigetragen, Jena schon vor der politischen Wende zu einem weltweit führenden Standort der Ultra- kurzpuls-Laserphysik zu machen“, betont der Laser-Experte Prof. Dr. Gerhard G. Paulus, der beim Festakt die Laudatio hielt. Kaschke setzte seine Forschungen am Max-Born-Institut in Berlin und am IBM Research Center in den USA fort. 1992 trat er bei ZEISS ein. Seinen Vor- trag hielt der neue Ehrendoktor Kaschke über „From Bench to Social Impact. Die Entwicklung der Kurzzeitlaserphysik von Grundlagen bis hin zu Goldstandards im Gesundheitswesen“. Kaschke hat in seinen über 25 Jahren bei ZEISS unter anderem die Medizin- technik verantwortet, bevor er 2011 als Vorstandsvorsitzender die Gesamtver- antwortung für den Konzern übernahm. Dabei wirkte er weit über diesen hinaus, schlägt der Unternehmenslenker doch immer wieder die Brücke zwischenWirt- schaft und Wissenschaft: ob als Mitiniti- ator der Gründung des Deutschen Op- tischen Museums in Jena, als Mitglied des Wissenschaftsrates, dem er seit 2014 angehört, oder zuvor als Mitglied des Jenaer Uni-Rates. AB Prof. Dr. Michael Kaschke (M.) bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Physikalisch- Astronomischen Fakultät mit Uni- Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal (l.) und Prof. Dr. And- reas Wipf, Dekan der Physikalisch-Astro- nomischen Fakultät. Sie sind in Mobiltelefonen, Notebooks und Digitalkameras ebenso zu finden wie in Akkuschraubern, Elektroautos und -fahrrädern: Lithium-Ionen-Akkus. Ihr Miterfinder ist Prof. Dr. John Bannis- ter Goodenough. Der US-amerikanische Wissenschaftler kam am 28. März in die Stadt zurück, in der er 1922 gebo- ren wurde: nach Jena. Hier erhielt er die Ehrendoktorwürde der Chemisch-Geo- wissenschaftlichen Fakultät „für seine herausragenden und bahnbrechenden wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Entdeckung und Entwicklung von neuen Kathodenmaterialien für Lithium- Ionen-Batterien“, lautet der Text der Ur- kunde, die Dekan Prof. Dr. Alexander Brenning und Uni-Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal überreichten. John B. Goodenough ist, wie es der Jenaer Laudator Prof. Dr. Ulrich S. Schu- bert ausdrückte, der Erfinder des „Rück- grats“ von Lithium-Ionen-Batterien – der Lithiumcobaltoxid-Kathode, die den kommerziellen Erfolg der Batterie ermöglichte. Diese Erfindung ist inzwi- schen in beinahe allen mobilen Geräten der Welt enthalten und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Bis heute arbeitet der 95-jährige Experte an alter- nativen Strategien für sichere wiederauf- ladbare Batterien. Darum steht er auch in Kontakt mit dem „Zentrum für Energie und Umweltchemie“ (CEEC Jena) der Uni Jena, wo an den Batterien der Zu- kunft gearbeitet wird. Dass Goodenough bereits in den 1950er Jahren intensiv an der erfolgreichen Suche nach neuen Ma- terialien für Computer-Arbeitsspeicher beteiligt war, ist ein weiterer Verdienst des vielfältigen Wissenschaftlers, auf den die „Goodenough-Kanmori-Regel“ zurückgeht, die die Vorhersage von mag- netischen Austauschwechselwirkungen erlaubt. Von Barack Obama geehrt Für seine Leistungen erhielt der pro- duktive Wissenschaftler zahlreiche Eh- rungen und Auszeichnungen. So wurde Goodenough beispielsweise 2013 vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama mit der National Medal of Sci- ence, der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung der US-Regierung, ge- ehrt. Darüber hin- aus gilt er als einer der Favoriten für den Nobelpreis für Chemie. Beim Festakt erläuterte Good- enough, der der älteste Ehrendok- tor der FSU seit der Wende ist, in seinem akademi- schen Festvortrag die Herausfor- derungen und Lösungsmöglich- keiten für zukünftige elektrische Ener- giespeicher. Goodenough wurde an den Universi- täten Yale und Chicago ausgebildet. Er arbeitete als Entwicklungsingenieur bei der Westinghouse Electric Corporation und leitete ab den späten 1970er Jahren die Anorganische Chemie an der Univer- sity of Oxford in England. Seit 1986 ar- beitet er als Professor an der University ofTexas at Austin. Goodenough hat über 850 Publikationen verfasst. AB Prof. Dr. John B. Goodenough wurde am 28. März die Ehrendoktorwürde der Chemisch-Geo- wissenschaftlichen Fakultät verliehen. Foto:Kasper Foto:J.Scheere

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