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Uni-Journal Jena02/15

Kultur

Die wunderbare Welt der Falten

Phyletisches Museum zeigt „Falten in Natur und Technik“

Beim ersten Anblick ist es vielleicht noch

ein Schock. Doch irgendwann lassen

sie sich beim Blick in den Spiegel nicht

mehr übersehen: Falten. Um die Augen,

über der Nasenwurzel, auf der Stirn – im

Laufe des Lebens legt sich die Haut ei-

nes jeden Menschen immer mehr in Fal-

ten und keine noch so teure Creme kann

diese Entwicklung aufhalten. Doch was

im Fall der menschlichen Hautalterung

höchstens ein ästhetisches Problem ist,

erweist sich in der Natur als ausgespro-

chen weitverbreitetes und erfolgreiches

Prinzip: Falten kommen in einer Vielzahl

von Ausprägungen vor und sind dabei

sehr nützlich. Nacktmulle etwa haben

eine stark gefaltete Haut, um ihre inne-

ren Organe zu schützen. Insekten haben

gefaltete Flügel und manche Tiere nut-

zen Falten zur Lauterzeugung.

In welchen Formen Falten in der Natur

vorkommen, welchen Nutzen sie haben

und warum es so hilfreich wie schwie-

rig ist, sie technisch nachzuahmen,

das zeigt die neue Sonderausstellung

„Falten in Natur und Technik“ im Phyle-

tischen Museum. Die Schau ist voraus-

sichtlich bis Juni zu sehen.

Vorbilder für Konstrukteure

„Natürlich zeigen wir auch, wie

menschliche Hautfalten entstehen“,

erläutert Dr. Gunnar Brehm vom Phy-

letischen Museum, der die Ausstel-

lung mitentwickelt hat. Doch im Mit-

telpunkt stehen andere Beispiele. Die

präsentierten Exponate reichen von

der Flügelfaltung bei Insekten über die

Lauterzeugung beim Totenkopffalter

bis hin zu Kragenechse und den leuch-

tend roten Kehlsäcken der Fregattvögel.

„Vielfach sind in der Technik ähnliche

Lösungen gefunden worden wie in

der Natur – meistens unabhängig von-

einander, manchmal aber auch, indem

Bauprinzipien übernommen wurden,

die es schon seit Millionen von Jahren

gibt“, macht Prof. Dr. Martin S. Fischer

deutlich. So spielen gefaltete Strukturen

heute eine wichtige Rolle beispielsweise

für Leichtbau-Konstruktionen oder als

Knautschzone in Fahrzeugen, aber auch

in so einfachen Produkten wie in einem

Fächer oder Wellblechen, sagt der Di-

rektor des Phyletischen Museums und

Inhaber des Lehrstuhls für Spezielle

Zoologie und Evolutionsbiologie. Auch

die Gestaltung der Ausstellung ist ganz

auf Falten eingestellt: So wurden eigens

Vorhänge aus Papier gefaltet und gefal-

teteWellpappe als Trägermaterial für die

Texte ausgewählt.

Hervorgegangen ist die Sonderaus-

stellung „Falten in Natur und Technik“

aus Seminararbeiten von Studierenden.

Sie haben in kleinen Gruppen jeweils

ein Thema bearbeitet und eine Ausstel-

lungsvitrine gestaltet.

Ergänzt wird die neue Sonderausstel-

lung durch die Falt-Kunstausstellung von

Peter Weber. Gezeigt werden komplexe

Strukturen, die der Künstler aus den ver-

schiedensten Materialien, wie Papier,

Leinwand, Kunststoff, Metall und Filz

erschaffen hat.

Das Phyletische Museum (Vor dem

Neutor 1) ist täglich von 9 bis 16.30 Uhr

geöffnet. 

US

DieFlügel-Entfal-

tungbeimOhrwurm

zeigtdieseVitrinein

derSonderausstel-

lung,dieimPhyle-

tischenMuseumzu

sehenist.

Foto:Kasper

Mit Bildern Kraft geben

Fotos im Wartebereich der Intensivstationen

Was bedeutet es, als Angehöriger auf

die Intensivstation zu kommen? Was

würde mir guttun, wenn ich hier war-

ten müsste? Welche Art von Bildern

erscheinen in dieser Situation ange-

messen? Schüler des 12. Jahrgangs der

Edith-Stein-Schule Erfurt haben sich mit

diesen Fragen auseinandergesetzt. He-

rausgekommen sind elf fotografische

Werke, die seit Dezember den Eingangs-

und Wartebereich der Intensivstationen

(ITS) des Uniklinikums beleben.

„Für die Menschen, die hier warten

müssen, ist es eine sehr belastende

Situation“, sagt Dr. Teresa Deffner. Die

Psychologin, die für die chirurgischen In-

tensivstationen zuständig ist, hat darum

im vergangenen Frühjahr das Kunstpro-

jekt angestoßen. Die großformatigen

Drucke werden dauerhaft im ITS-Bereich

hängen. 

as

Foto:Nowak