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12

I

Bericht des Präsidenten

Die Universität Jena verfügt über eine

umfangreiche und nahezu geschlossene

Sammlung an Gelehrtenbildnissen, die

erstmals in der Ausstellung „Kluge

Köpfe – Beredte Bilder. Gelehrtenbild-

nisse aus 450 Jahren Universitätsge-

schichte Jena“ (10.07. bis 18.10. 2015)

im Stadtmuseum Jena einer großen

Öffentlichkeit präsentiert wurden. Seit

der Gründung der Universität Jena 1558

haben Gelehrte ihr Bildnis der Salana

überlassen. Zunächst waren alle ordent-

lichen Professoren der Hochschule auf-

gefordert, ihr Porträt der Universität zu

überlassen. Später beschränkte sich die

Bildnisabgabe auf die Prorektoren*, ab

dem 20. Jahrhundert auf die Rektoren.

Eine Tradition, die bis heute lebendig ge-

blieben ist: Denn als ein Höhepunkt der

Ausstellung und vorläufiger Endpunkt

der Bildnisreihe wurde das Videoporträt

des Altrektors Prof. Klaus Dicke gezeigt.

Die Ausstellung „Kluge Köpfe – Beredte

Bilder“ legte Wert auf eine thematisch-

motivische Aufbereitung des Themas,

um nicht nur einen chronologischen

Überblick über die Entwicklung des

Porträts zu geben, sondern darüber

hinaus spezifische Eigenschaften des

Gelehrtenbildnisses vorzustellen und

zudem die historische Situation an der

Jenaer Universität zu vermitteln. Um

dies zu erreichen, wurde das Publikum

durch fünf Themenbereiche geführt: Die

ersten beiden Abschnitte widmeten

sich der Funktion von Attributen und

dem Verhältnis von Bildnis und Inschrift

im Gelehrtenporträt in den ältesten

Bildnissen aus dem 16. und frühen 17.

Jahrhundert. Ein dritter Themenbereich

stellte Porträtdarstellungen in verschie-

denen medialen Erscheinungsformen

gegenüber. Daran anschließend wurde

die Porträtentwicklung um 1800 in den

Blick genommen. Das Verhältnis von

Tradition undModerne in den Gelehrten-

porträts des 19. und 20. Jahrhunderts

untersuchte der letzte Ausstellungs-

abschnitt, wo im aktuellen Rektorbild

die Tradition des Gelehrtenporträts

wiederzufinden war.

Ausstellung Kluge Köpfe – Beredte Bilder

Abb. 1

Roddelstedt, Peter (gest. 1572), Zuschreibung

Stigel, Johann (1515–1562), um 1555, Öl auf Leinwand, 78,0 x 66,0 cm

Dreizeilige Inschrift o. M.: „M. Ioannes Stigelius, Go,, | tha - thuring: natus 13.

Maii. 1515 | obiit 11 Febru: 1562“, rechts, auf Augenhöhe Stigels, ältere, kaum

leserliche vierzeilige Inschrift: „M. Joannes Stigel | ius Gotha – Thuring: Natus

| 13 Maii 1515. | Obiit 11 Febru. 1562“ – Magister Johannes Stigel aus Gotha in

Thüringen, geboren am 13. Mai 1515 gestorben am 11. Februar 1562.

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Kustodie.

Das Bildnis zeigt einen der Gründungsprofessoren der Hohen Schule in

Jena

Johannes Stigel

(1548). Stigels Geste ist wohl als Hinweis auf

seine Lehrtätigkeit zu lesen. Die später aufgetragene Inschrift nennt

Namen, Herkunft und die Profession des Gelehrten. Bis zum Ende des

18. Jahrhunderts war die Bildinschrift ein wesentlicher Bestandteil des

Gelehrtenporträts.

* In den deutschen Monarchien stand der Prorektor an der Spitze der Universität und führte die Geschäfte. Die Rektoratswürde lag beim Landesfürsten.