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Uni-Journal Jena02/15

Beutenberg-News

Aggressiver Pilz

Erbgut von Lichtheimia corymbifera entschlüsselt

Bakterien im

Darm

Wanzen sind auf „Mit-

bewohner“ angewiesen

Alles ist vergänglich, ob Mensch, Tier

oder Pflanze. Ein fester Akteur in diesem

Prozess ist der Schimmelpilz Lichtheimia

corymbifera. Er baut in der Natur orga-

nisches Material ab, beispielsweise auf

dem Kompost. Doch manchmal ist er

„zu früh“ dran. Dann nämlich, wenn er

noch lebende Personen befällt. Wissen-

schaftlern vom Leibniz-Institut für Natur-

stoff-Forschung und Infektionsbiologie

– Hans-Knöll-Institut (HKI) ist es nun

gelungen, das Erbgut des Krankheits-

erregers zu entschlüsseln. Mit ihren

Erkenntnissen erweitert die Gruppe um

PD Dr. Kerstin Voigt nicht nur dasWissen

um die bisher kaum erforschte Familie

der Jochpilze, zu welchen Lichtheimia

corymbifera zählt, sondern wendet sich

einer besonders aggressiven Gruppe

von Schimmelpilzen zu.

Lichtheimia corymbifera hat eine Vor-

liebe für Eisen. Das ist auch der Grund,

warum sich der Pilz nach der Aufnahme

über die Lunge über den Blutstrom im

ganzen Körper verteilt. Er lässt sich vor

allem in den Organen nieder, die stark

von Blut durchströmt werden: Leber,

Niere, Milz. Bei Menschen mit Brand-

wunden oder schwachem Immunsys-

tem wie Diabetikern und Transplan-

tationspatienten breitet sich der Pilz

besonders schnell aus.

Mikroorganismen

sind für die Er-

nährung von In-

sekten von großer

Bedeutung. Sie

helfen nicht nur

dabei, unverdauli-

che oder giftige Nahrungsbestandteile

abzubauen, sie stellen den Insekten

auch lebensnotwendige Nährstoffe

zur Verfügung. Die Europäische Feuer-

wanze und die Afrikanische Baumwoll-

wanze ernähren sich überwiegend von

Pflanzensamen, die keine ausreichende

Versorgung von B-Vitaminen gewährleis-

ten.Wissenschaftler der Max-Planck-For-

schungsgruppe Insektensymbiose am

Max-Planck-Institut für chemische Ökolo-

gie haben jetzt zusammen mit Jun.-Prof.

Dr. Manja Marz von der Universität Jena

herausgefunden, dass symbiotische

Bakterien im Darm der Insekten die feh-

lenden Vitamine produzieren und somit

das Überleben der Wanzen sichern. Ihre

Ergebnisse haben die Forscher in der

Fachzeitschrift Proceedings of the Royal

Society B veröffentlicht (http://dx.doi

.

org/10.1098/rspb.2014.1838).

Interessanterweise hat die Vitaminver-

sorgung durch die Symbionten dabei

einen direkten Einfluss auf die Genregu-

lation der Insekten: In Abwesenheit der

bakteriellen Helfer leiden die Wanzen

unter typischem Vitamin-Mangel. Die

Symbiose zwischen Wanzen und Bakte-

rien verläuft allerdings nicht unbedingt

harmonisch: Wahrscheinlich ernten die

Wanzen aktiv die Vitamine aus den Bak-

terien, indem sie mithilfe von speziellen

Enzymen die bakteriellen Zellen aufbre-

chen.

DieAfrikanischeBaumwoll-

wanzeernährtsichvonBaum-

wollsamen.DasieindenFasern

derSamenhaareVerfärbungen

hinterlässt,giltsiealsSchädling.

Foto:Kaltenpoth

Lichtheimiacorymbifera

Foto:HKI

Mehr als nur Joghurt

Schützen Probiotika vor Pilz-Infektionen?

Unzählige Joghurtsorten bevölkern die

Kühltruhen der hiesigen Supermärkte.

Darunter sind auch jene, die mehr als nur

Gaumenfreuden versprechen: probioti-

sche Joghurts. Ob Probiotika dem Kör-

per in Form von Lebensmitteln nutzen,

ist ungewiss. Der gezielte medizinische

Einsatz ist hingegen vielversprechend.

Ein europäisches Förderprogramm setzt

sich nun für die Erforschung des Zusam-

menhangs zwischen Infektionskrankhei-

ten, der normalen mikrobiellen Flora und

dem möglichen Schutz durch Probiotika

ein. Auch das Projekt „FunComPath“

des Leibniz-Instituts für Naturstoff-For-

schung und Infektionsbiologie – Hans-

Knöll-Institut (HKI) wird mit insgesamt

einer Million Euro unterstützt, wovon

245000 Euro in Jena zum Einsatz kom-

men. Die Laufzeit beträgt drei Jahre.

Wird ein erkrankter Patient mit An-

tibiotika gegen Bakterien behandelt,

kommt es häufig zur Infektion mit kör-

pereigenen Pilzen, wie dem Hefepilz

Candida albicans. „Der Pilz besiedelt

die meiste Zeit über unsere Schleim-

häute und richtet keinen Schaden an“,

so Prof. Dr. Bernhard Hube vom HKI,

der das Projekt federführend erarbeitet

hat. „Wird bei der Antibiotika-Therapie

jedoch die natürliche Bakterienflora im

Körper zerstört, kann er sich ausbreiten.“

Gemeinsam mit Forschern aus Pa-

ris, Düsseldorf, Madrid und Göteborg

möchte Hube herausfinden, wie sich

bei Candida albicans der Übergang vom

friedlichen Besiedler zum Krankheitser-

reger vollzieht.

Prof.Dr.BernhardHubeleitetdasProjekt.

Foto:HKI