Uni-Journal Jena April 2014 - page 30

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Uni-JournalJena04/14
Wirtschaft
Der maßgeschneiderte Online-Shop
Wirtschaftsinformatiker kooperierenmit Intershop CommunicationsAG
„Kunden, die diesen Artikel gekauft
haben, kauften auch folgende Artikel.“
Für alle, die oft im Internet einkaufen,
sind solche und ähnliche Hinweise
wohl bekannt. „Bei Online-Shops für
private Endkunden sind das gewohnte
Funktionalitäten“, sagt Prof. Dr. Johan-
nes Ruhland. „Doch bei geschäftlichen
Transaktionen gibt es diesbezüglich
noch Nachholbedarf“, so der Professor
fürWirtschaftsinformatik. Nicht nur die
privaten Endverbraucher, auch immer
mehr Geschäftskunden – insbesondere
derMittelstand – verlangen zunehmend
nach Online-Shops mit Produktbespre-
chungen, Kundenmeinungen undTipps
für alternative Artikel à la „Andere Kun-
den kauften auch“. Daher arbeiten die
JenaerWirtschaftsinformatiker jetzt da-
ran, das Internetangebot auf einzelne
Geschäftskundenund ihreaktuelleKauf­
situation hin anzupassen.
Hinter denpersonalisiertenKaufange-
boten steckt eineumfassende, zielgrup-
penspezifische Analyse der Kundenda-
ten. Die Nutzung dieserTechnik für das
Online-Shopping von Geschäftskunden
ist dabei ein relativ neuer Gedanke, der
seit erst etwa einem Jahr Einzug in die
universitäre Forschung gehalten hat.
Die Intershop Communications AG un-
terstützt den Lehrstuhl fürWirtschafts-
informatik nun finanziell, um die For-
schungsarbeiten auf diesem Gebiet zu
fördern und die schon seit einigen Jah-
ren bestehende Kooperation zwischen
dem Softwareunternehmen und dem
Lehrstuhl zu stärken.
Der„Wühltisch“hat ausgedient
In Kooperation mit Industriepartnern
wollen dieWirtschaftsinformatiker Pro-
totypenerweiterterOnline-Shopserstel-
len und das Marktpotenzial sowie die
Kundenakzeptanz der neuen Angebote
untersuchen. „Die Kunst ist es, die im
Rahmen einer langfristigen Kundenbe-
ziehung entstandenenDaten so zu ana-
lysieren, dassder Kunde individuelleAn-
gebote erhält, die ihmwirklich nützen“,
erklärtRuhland.Dennauchbei geschäft-
lichen Einkäufen habe der „Wühltisch“
ausgedient. 
ch
Wirtschaftsinfor-
matikerProf.Dr.
JohannesRuhland
(r.)undJochenMoll
(Intershop)wollen
ihreKooperation
ausbauen.
Foto:Kasper
Fester Halt fürWimpern und Implantate
Chemiker entwickeln Bioklebstoff mit EXIST-Forschungstransfer-Förderung
Die weißen Pülverchen in den Glaskol-
ben erinnern ein bisschen an die Zu-
taten beim vorweihnachtlichen Plätz-
chenbacken. Doch was Chemikerin
Dr. JanaWotschadlo gerade im Labor
zusammenmischt, hat mit Küchenar-
beit nichts zu tun. Stattdessen könnte
das patentierte Pulver bald eine echte
Marktlücke schließen: Denn es handelt
sich um einen neuartigen Klebstoff. Der
verbindet nicht nur
zuverlässig und
schnell beinahe
jedes Material. Er
ist dazunoch leicht
zuhandhaben, bio-
logisch abbaubar
und ein reines Na-
turprodukt.
Um das Pul-
ver in flüssigen
Schmelzkleber
zu verwandeln,
muss es erhitzt
werden. „Je nach
Anwendungsge-
biet können wir
die Schmelztem-
peratur zwischen
40und250 °Ceinstellen“, erläutert Jana
Wotschadlo. DieWissenschaftlerin hat
den Kleber aus Stärke und Fettsäuren
in ihrer Doktorarbeit in der Gruppe von
Prof. Dr. Thomas Heinze umfassend
untersucht und mit unterschiedlichen
Rezepturen experimentiert. Die Er-
gebnisse sind so überzeugend, dass
sich die junge Chemikerin nun mit der
Neuentwicklung selbstständig machen
möchte. Gemeinsammit ihrenKollegen
Dr. Tim Liebert und Susanne Schmidt
vom Institut für Organische Chemie
und Makromolekulare Chemie sowie
demDiplom-KaufmannKurtMaier plant
sie das Unternehmen „dextrinova“ zu
gründen. Dafür erhält das Gründerteam
eine Forschungstransfer-Förderung aus
dem EXIST-Programm des Bundeswirt-
schaftsministeriums–„dextrinova“wird
in den kommenden 18 Monaten mit
rund 460000Euro finanziell unterstützt.
Ziel der erstenFörderphase ist es, die
Anwendbarkeit der Produkte in der In-
dustrie z. B. zum „Niedrigtemperatur“-
Schmelzkleben und als Medizinprodukt
z. B. zumKleben von Knochen zu unter-
suchen, diegroßtechnischeMachbarkeit
der Produktidee zuprüfenunddieUnter-
nehmensgründung vorzubereiten. Läuft
alles nach Plan, wollen sich die Chemi-
ker anschließend um die zweite Förder-
phasebewerben, inder esdannumden
AufbaudesUnternehmensunddasEin-
werben einer externen Anschlussfinan-
zierunggeht.DabeiwerdensievonProf.
US
SusanneSchmidt(l.)
undDr.JanaWot-
schadlowollensich
miteinemSchmelz-
kleberaufStärke-
basisselbstständig
machen.
Foto:Kasper
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