Uni-Journal Jena Juli 2014 - page 49

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Uni-JournalJena07/14
Reise ins 19. Jahrhundert
Mineralogen stellen historisches Netzwerk vor
In derThULB:
Kultur
Ernst Haeckels Nachlass
Sonderausstellung ermöglicht Einblick in das Privatleben des Gelehrten
„ThüringerMelange“
In zehn Vitrinen erwartet die Besucher
der Thüringer Universitäts- und Landes-
bibliothek (ThULB) bis zum 27. Januar
2015 eineMischungThüringer Themen,
die mit Darstellungen aus dem 17. und
18. Jahrhundert des Geschichtspro-
fessors Caspar Sagittarius (1643-1694)
ihrebesondereNoteerhält (sieheFoto).
Beigefügt sindWerke des Jenaer Stadt-
chronisten Adrian Beier (1600-1678)
und Burgenbeschreibungen von Eduard
Schmidt, Pfarrer in Jenaprießnitz und
Ziegenhain inderMittedes19. Jahrhun-
derts. Zu sehen sind auch frühe graphi-
scheArbeitenErichUngers (1893-1987),
der über zehn Jahre als kunstgewerbli-
cher Zeichner in der Reklameabteilung
vonCarl Zeiss tätigwar.
Öffnungszeiten sind Mo-Fr 9-22 Uhr
undSa 10-18Uhr. 
PM
Die Mineralogische Sammlung lädt zu
einer Zeitreise ein: „Die Besucher un-
serer Sonderausstellung können das
spannende 19.
Jahrhundert ent-
decken“, sagt Dr.
Birgit Kreher-Hart-
mann, die Kusto-
dinderSammlung.
Konkret geht es
um „Die Herzog-
liche Societät für
die gesammte
Mineralogie zu
Jena“, die 1797 als
erste Vereinigung
ihrer Art weltweit
gegründet wurde.
Die von Johann
Georg Lenz (1748-
1832) begründete
Societät war ein
Zirkel von interes-
sierten Experten,
der ebenso Pri-
vatgelehrten und
Laienforschern of-
fen stand undwar
„eineuropaweites
Netzwerk, zu des-
sen vornehmstenAufgaben es gehörte,
dieMineralogischeSammlung inJena zu
vergrößern“, erläutert Kreher-Hartmann.
Mittel zum Zweck waren die Diplome,
faktisch Aufnahmeurkunden, die an
zahlreiche Persönlichkeiten im In- und
Ausland vergeben
wurden.
Eines dieser Di-
plome, das 1811
dem Schweizer
MineralogenChris-
tophBernoulli aus-
gestellt worden
war, ist inder Son-
derausstellung zu
sehen, ebenso
Originalstücke aus
der Sammlung
von Dmitri Alexe-
jewitsch Golizyn
(1734-1803). Der
russische Diplo-
mat hatteSpessar-
tin entdeckt, eine
Granat-Varietät.
Als er 1803 starb,
hatte er seine
Sammlung der
Universität ver-
macht. Insgesamt
37 Tonnen Mine-
rale und Gesteine
kamen so nach Jena, vier Gesteine aus
der Gallitzin-Sammlung werden auch in
der Ausstellung gezeigt. 
sl
Ernst Haeckel (1834-1919) gilt vor allem
als deutscherWegbereiter der Evoluti-
onstheorie. Doch das facettenreiche Le-
ben des Naturforschers umfasst mehr
als seine populären Studien zur Evolu-
tionsbiologie und seine meeresbiologi-
schen Arbeiten. Haeckel war Mensch
mit alltäglichenAufgabenundRoutinen,
privatemLeidundpersönlichenFreuden.
Vom Privatier Haeckel und den Freu-
den des Findens zeugt eine Sonderaus-
stellung im Ernst-Haeckel-Haus. Unter
dem Titel „Wiederentdeckungen. Aus
Haeckels Nachlass” besteht die Mög-
lichkeit, Zugang zum privaten Haeckel
zu finden. Gezeigt werden bis zum 30.
September bislang verborgene Dinge,
die ungewöhnliche Einblicke in das Le-
ben und Schaffen von Ernst Haeckel
versprechen und damit Einblicke hinter
die Kulissen einer Gelehrtenexistenz
gewähren.
Zu sehen sind Alltagsgegenstände
wie Hüte und Postkarten, Reise- und
Expeditionsutensilien wieTaschen und
Botanisiertrommel, Sportgegenstände
von der Hantel bis zumTennisschläger.
Aber auch das einzig bekannte Farbbild
von Haeckel – ein Autochrome – ist zu
sehen. Ebenso wie eine Ausgabe ei-
nes Buches von Darwin, das Haeckel
verloren hatte und nach Jahren von ei-
nem ehrlichen Finder an ihn zurückge-
geben wurde. „Der Erkenntnisgewinn
der Ausstellung zielt also auf den priva-
ten Haeckel und setzt auf das Überra-
schungsmoment”, fasstDr.ThomasBach
das Prinzip der Ausstellung zusammen,
dieer gemeinsammit allenMitarbeitern
desHaeckel-Hauses kuratiert hat. AB
Dr.ThomasBachmiteinemZylinder,denErnstHaeckelbeimJenaer
HutmachermeisterZunkelkaufte.EinlasszurAusstellungimHaeckel-
Hausistdienstagsbisfreitagsjeweilsum10,11.30,14und15.30Uhr.
Foto:Kasper
GezeigtwirddieSonderausstellungbis2.No-
vemberjeweilsmontagsunddonnerstagsvon
13bis17Uhr,sonntagsnachAnkündigung
von13bis17UhrsowienachVereinbarung.
Foto:Kasper
Foto:Kasper
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