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S C HW E R P U N K T

13

01 | LICHT

GEDANKEN

F R A G E N A N B E N N O W E R L E N

Was ist Ihr ganz persönliches

Fazit vom IYGU?

»Ich bin rückblickend sehr fasziniert

von der Strahlkraft der Idee. Das habe

ich so nicht erwartet. Es ist wirklich

beeindruckend zu sehen, was welt-

weit in Gang gebracht wurde und wie

viele Leute sich für dieses Thema en-

gagieren.«

Gab es einen besonderen

Schlüsselmoment, der Ihnen

das Wirken des IYGU vor Augen

geführt hat?

»Als eines der größten Festivals der

Welt, das Music and Performing Arts

Festival im britischen Glastonbury,

IYGU seine Kooperation anbot, habe

ich die enorme Kraft erkannt, die sich

aus der Verbindung von Wissenschaft

und Kunst ergeben kann. Dadurch

könnte IYGU eine Bewegung werden.«

Was wünschen Sie sich für die

Zukunft des IYGU?

»Am wichtigsten wäre die institutio-

nelle Verfestigung des Programms,

so dass IYGU weiterhin eine Plattform

bietet, auf der man sich auf wissen-

schaftlicher wie auf politischer Ebene

ohne Scheu und falsche Eitelkeiten

begegnen kann, um Lösungen für die

brennendsten globalen Probleme zu

suchen – und zu finden.«

Das »International Year of Global Understanding« (IYGU)

»Global denken – lokal handeln« – unter diesem Motto nehmen 2016 die drei internationalen

Dachverbände der Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften Fragen der Nachhaltigkeit und

zum Verständnis globaler Zusammenhänge in den Blick und zeigen mit vielfältigen Aktionen die

Wechselwirkungen von lokalem Handeln und seinen globalen Auswirkungen auf. Die Initiative für

das weltweite Themenjahr IYGU ging von der Uni Jena aus: In Kooperation mit der Internationalen

Geographischen Union hat der Sozialgeograph Prof. Dr. Benno Werlen das Jahr angeregt und in

jahrelanger Vorbereitungsarbeit organisiert.

www.global-understanding.info

Das IYGU fokussiert auf vier Kernaussagen:

Lokales und Globales verbinden.

Das Verstehen des eigenen Lebens in globalen Zusammenhän-

gen soll dazu beitragen, politische Entscheidungen zunehmend im Sinne von Nachhaltigkeitsprin-

zipien zu treffen.

Jeder Mensch macht Weltpolitik

. Nachhaltige Veränderungen müssen von der

Basis ausgehen.

Wissenschaft im täglichen Leben

. Alltag und Wissenschaft gehören zusammen

und Forschung muss auf die Logik des Alltags eingehen.

Globales Verstehen und Nachhaltigkeit

.

Globales Verstehen ist unverzichtbar, um einen nachhaltigen Wandel zu gestalten.

H I N T E R G R U N D

Initiator und Organisator des IYGU,

Prof. Dr. Benno Werlen.

dividuelles ein«, erklärt Benno Werlen.

»Derzeit koordinieren wir das von der

Friedrich-Schiller-Universität aus noch

sehr stark, nach und nach entwickelt

sich aber die gewünschte Eigendyna-

mik.« Die Ausstattung der RAC sei sehr

unterschiedlich, das persönliche Enga-

gement aber unabhängig davon sehr

hoch. Gerade durch diese regionalen

Verankerungen können Menschen aus

allen Gesellschaftsschichten angespro-

chen und für die Verantwortung für

globale Probleme sensibilisiert werden.

»Die Center haben sich als größte Stär-

ke des IYGU herausgestellt, was ich so

nicht erwartet habe«, sagt der Jenaer

Geograph. Sie funktionieren sowohl für

sich als lokaler Katalysator als auch als

umfassendes Netzwerk.«

Ein Themenjahr hilft, Barrieren zu

überwinden

Doch nicht nur im Alltag hat das The-

menjahr Barrieren überwunden. Auch

wissenschaftlich stellt es sich zuneh-

mend als gelingend heraus. Ausschlag-

gebend ist sicherlich, dass die drei

großen Weltdachverbände der Natur-,

Sozial- und Geisteswissenschaften die

Initiative von Anfang an unterstützt

und ausgerufen haben. Benno Werlen

sieht hier eine Zeitenwende im Kampf

gegen die Missstände der Globalisie-

rung. »Lange Zeit wurde das Thema

Global Sustainability vor allem als bio-

und geowissenschaftliches Zuständig-

keitsfeld gesehen. Inzwischen haben

wir beispielsweise auch die Geisteswis-

senschaften mit im Boot. Das strahlt

in den Kunst- und Kulturbereich aus,

der hilft, auf Problematiken aufmerk-

sam zu machen und Visionen zu ent-

wickeln«, erklärt der IYGU-Direktor.

Auch der Kunstpreis der Uni Jena fand

in diesem Jahr unter dem Thema Global

Understanding statt.

Doch wie geht es nach 2016 weiter?

Das Thema bleibt schließlich nach wie

vor aktuell. »Es gibt konkrete Pläne,

ein Netzwerk aus 100 Universitäten

zu schaffen, das Forschungs- und Bil-

dungsprogramme zum Programm von

IYGU durchführt. Einzelne Bestandtei-

le existieren bereits, beispielsweise mit

dem aus 14 Universitäten bestehenden

Erasmus Mundus APHELEIA Netz-

werk«, informiert Werlen. »Darüber hi-

naus haben wir gemeinsam mit Univer-

sitäten in Los Angeles und Lyon sowie

dem Mahatma Gandhi Institute of Edu-

cation for Peace and Sustainability in

Neu Delhi ein Ausbildungsprogramm

für junge Führungskräfte auf den Weg

gebracht, das u. a. vom Bund finanziert

wird.« Zudem gebe es Bestrebungen,

das IYGU zu einer ganzen Dekade wei-

terzuentwickeln. Bei diesen Planungen

könnte auch helfen, dass weltweit sechs

UNESCO Humanities Chairs zum

IYGU und zu Nachhaltigkeit geschaf-

fen werden, von denen Spitzenfor-

schung ausgehen soll. Außerdem gelte

es natürlich, die geschaffenen Struktu-

ren zu stärken und auszubauen – am

besten weiterhin von Jena aus. Benno

Werlen jedenfalls wird weitermachen.

Die nächsten Flüge sind bereits geplant.