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S C HW E R P U N K T

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Ökologie der Pflanzenwurzeln erst we-

nig bekannt.

Inzwischen ist eswärmer gewordenund

die anfangs dichten Wolken bekommen

große Lücken. Die Luft ist immer noch

schwül. Ich bin fast am anderen Ende

des »Jena-Experiments« angekommen.

In einer der letzten Plot-Reihen, kurz

bevor ein paar Bäume das Areal zum

Saaleufer begrenzen, sitzt zwischen

Margeriten und Schafgarbe ein junger

Mann mit einem Rangerhut. In den

Händen hält er seltsame Glasröhrchen,

an deren Enden Gummischläuche an-

gestöpselt sind. Von Zeit zu Zeit hält er

eines der Glasröhrchen direkt an eine

Blüte oder einen Pflanzenstängel und

saugt kurz an einem der Schläuche.

Wenig später drückt er den Knopf sei-

ner Stoppuhr und gibt mir ein Zeichen,

näher zu kommen.

Das »Jena-Experiment«

Lage:

Wiesenstraße 104 A, 07749 Jena

(50°57‘03.6"N 11°37‘13.5"E)

Größe:

ca. zehn Hektar

Versuchsflächen:

Derzeit gibt es über 600 Flächen. Die Par-

zellen des

Main-Experiments

, in dem der Zusammenhang

zwischen Artenvielfalt und Ökosystemfunktionen unter-

sucht wird, haben heute eine Größe von fünf mal sechs Me-

tern. Daneben gibt es kleinere Parzellen (3,5 mal 3,5 Meter)

des sogenannten

Trait-based Experiments

, in denen Daten

zu einzelnen Arten und die Wechselwirkung untereinander

anhand eines Diversitätsgradienten erfasst werden. Alle 60

im Experiment vorkommenden Pflanzenarten wachsen zu

Vergleichszwecken zudem in

Monokultur

(ein mal ein Me-

ter). Da im Main-Experiment die Auswahl der Arten in den

Artenmischungen zufällig erfolgte, sind einige dominante

Pflanzenarten in einem

Dominanz-Experiment

in einem Di-

versitätsgradienten angesät worden, um den Einfluss der

Artenvielfalt auf ihr Wachstum zu untersuchen.

Beteiligte Institutionen:

Friedrich-Schiller-Universi-

tät Jena, Universität Leipzig, Technische Universität

München, Deutsches Zentrum für integrative Biodi-

versitätsforschung (iDiv), Max-Planck-Institut für Bio-

geochemie Jena, Universität Oldenburg, Universität

Tübingen, Universität Freiburg, Helmholtz-Zentrum

für Umweltforschung (UFZ), Universität Münster, Uni-

versität Göttingen, Karlsruher Institut für Technologie,

ETH Zürich, Universität Zürich, Universität Bern, Eidg.

Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft

WSL, Universität Wageningen, Universität Nijmegen,

Niederländisches Institut für Ökologie, Französisches

Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung

(CNRS), Universität Salzburg, University of Minnesota.

Förderung:

Das »Jena-Experiment« wird von der Deut-

schen Forschungsgemeinschaft gefördert. Seit 2002

sind rund 15 Mio. Euro in das Projekt geflossen. In der

aktuellen Förderperiode bis 2018 stehen ca. vier Mio.

Euro zur Verfügung.

www.the-jena-experiment.de

Rafael Oliviera aus Brasilien fängt für seine Doktorarbeit im »Jena-Experiment« Mücken, Käfer und Fliegen.