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54

Uni-Journal Jena04/15

Quelle:ForschungsbibliothekGotha

Kultur

„Himmelsspektakel“

Neue Ausstellung in der Forschungsbibliothek Gotha

Das 16. und 17. Jahrhundert waren auf-

regende Zeiten für die Astronomie. Das

geozentrische Weltmodell, wonach die

Erde im Mittelpunkt des Universums

ruht, geriet ins Wanken durch zahlreiche

Himmelserscheinungen wie Kometen,

Supernovae und seltene Wetterphäno-

mene, aber auch die Erfindung des Fern-

rohrs, mit dem plötzlich tausende neuer

Sterne, Sonnenflecken, Mondlandschaf-

ten und Jupitermonde zu sehen waren.

Hierfür stehen berühmte Gelehrte wie

Tycho Brahe, Johannes Kepler, Galileo

Galilei und Johannes Hevelius, die mit

ihrenWerken das Verhältnis vonWissen-

schaft und Religion auf eine vollkommen

neue Grundlage stellten. Dieser Kampf

um das Weltbild lässt sichtbar werden,

wie eng die Astronomie mit der Theo-

logie und einer bestimmten Lesart der

Bibel in Wechselwirkung standen und

wie groß anfänglich die Vorbehalte ge-

genüber dem heliozentrischen Weltmo-

dell auch bei Astronomen und Physikern

waren.

Die Forschungsbibliothek Gotha der

Universität Erfurt und die Physikalisch-

Astronomische Fakultät der Universität

Jena zeigen bis 21. Juni im Spiegelsaal

auf Schloss Friedenstein die Ausstellung

„Himmelsspektakel. Astronomie im

Protestantismus der Frühen Neuzeit“,

die die Entwicklungen der Astronomie

im 16. und 17. Jahrhundert veranschau-

lichen.

Virtueller Rundgang möglich

Die Ausstellung ist dienstags bis

sonntags sowie feiertags von 10 bis 17

Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Wer die

Schau nicht persönlich besuchen kann,

hat die Möglichkeit zu einem Spazier-

gang durch die dazugehörige virtuelle

Ausstellung im Internet unter: himmels-

spektakel.uni-erfurt.de/. 

PM

Die alten Schachteln

Ausstellung „hide & seek“ ist ab 12. Mai im Uni-Hauptgebäude zu sehen

Die Minerva-Büste

von Rodin, das

Hodler-Gemälde

in der Aula oder

das Zepter der

Jenaer Universi-

tät kennt der eine

oder andere. Aber

wer weiß schon,

was in den Maga-

zinen und Lagern

der Universität al-

les schlummert?

Und wer kennt

die „Verpackung“

etwa des Zepters?

Jenes speziell ge-

fertigte lederne

Futteral ist ab 12.

Mai in einer neuen

Sonde r auss t e l -

lung im Ausstel-

lungskabinett des

Universitätshaupt-

gebäudes (Fürstengraben 1) zu sehen.

Unter dem Titel „hide & seek“ werden

exemplarische Verpackungen aus rund

30 der universitären Sammlungen ge-

zeigt. Zur Vernissage der Ausstellung

am 7. Mai um 18 Uhr ist die Öffentlich-

keit ebenso herzlich eingeladen wie zur

Besichtigung vom 12. Mai bis 12. Juni je-

weils dienstags bis donnerstags von 13

bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei, Führungen

sind nach Vereinbarung möglich.

Eine Zigarrenschachtel „Perle von

Jena“ birgt üblicherweise Schätze aus

der Ur- und Frühgeschichte. Eine an

eine frühere Diskettenbox erinnernde

Speicherband-Verpackung enthält sonst

Sicherheitskopien der Filme aus der

Röntgenvideosammlung. Oder jene

Metallkiste voller Papyrusschnipsel, die

nicht mehr nutzbar, aber zu schade zum

Entsorgen sind, steht eigentlich in der

Papyrussammlung der Universität.

Einblick in den Sammlungsalltag

Sie sind Beispiele für die unterschied-

lichen Aufbewahrungsorte der Objekte

in den vielfältigen Sammlungen der Uni-

versität, die für Forschung und Lehre ge-

nutzt werden. Die Ausstellung zeigt nun

nicht die Schätze selber, diese dienen

der Wissenschaft und bleiben dort, son-

dern wie sie lagern. Dadurch werden die

Besucher mit dem Alltag in den Samm-

lungen und ihrer Geschichte vertraut ge-

macht. Und sie erhalten so Einblicke in

die alltäglichen Praktiken des Sammelns,

Verwahrens, Ordnens, Inventarisierens

und Digitalisierens.

Dabei entsteht in der Ausstellung

keine museale Aura, die alten Schach-

teln und Gefäße sind frei zugänglich und

nicht hinter Glas „versteckt“. Verstärkt

wird die Sammlungsatmosphäre durch

die Art der Information: Kurztexte an den

Objekten geben zwar eine erste Einfüh-

rung. Wer aber mehr über das Objekt,

seinen eigentlichen Inhalt und die dazu-

gehörige Sammlung erfahren will, muss

diese Informationen selber aus den Kar-

teikarten heraussuchen – und ist schon

mitten im Sammlungsalltag.

Das interdisziplinäreTeam junger Kus-

todinnen und Kustoden, die die Ausstel-

lung konzipiert haben, hat durch diese

erstmalige Zusammenstellung der ver-

schiedenartigen Behältnisse wiederum

eine neue, temporäre Sammlung ge-

schaffen – und sich selber noch intensi-

ver mit den benachbarten Universitäts-

sammlungen beschäftigt und dadurch

zur weiteren Vernetzung beigetragen.

Die vielfältigen Anforderungen an uni-

versitäre Sammlungen ist auch Thema

eines Workshops, der vom 7.-9. Mai

stattfindet. 

AB

Nichtdiewertvollen

Sammlungsstücke

derFSU,sondern

derenVerpackungen

werdenausgestellt.

Foto:Kasper

AusgestelltesTitelblattausStanislawLubie-

nieckis„TheatrumCometicum“.