Uni-Journal Jena Juli 2014 - page 5

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Uni-JournalJena07/14
Nachrichten
Chemische Verständigung
Neuer SFB „ChemBioSys“ belauscht komplexe Biosysteme
Ein Lebewesen kommt in der Natur nie
alleine vor, sondern lebt immer in en-
gemWechselspiel mit vielen anderen
Organismen. Ob im Boden oder in Ge-
wässern, überall finden sich vielschich-
tige Gemeinschaften aus Pflanzen, Tie-
ren und Mikroorganismen. Selbst ein
Mensch kann nur in einer komplexen
Artengemeinschaft mit vielen anderen
Organismen überleben, die z. B. seinen
Darmtrakt besiedeln.Dochwiewirddas
Zusammenlebenvonsovielenverschie-
denenOrganismen reguliert?Undwieso
werdenmanche Lebewesen von Krank-
heitserregern infiziert, während andere
vonMikrobenvorKrankheitengeschützt
werden?
Multi-Partner-Interaktionen
In all diesen Fällen spielen chemische
Mediatoren eine entscheidende Rolle:
diese Signalmoleküle bestimmen, wie
dieWechselbeziehungen zwischen Zel-
len und Organismen einer oder meh-
rerer Spezies ablaufen. „Bislang ist die
Kenntnis über solche chemischen Kom-
munikationsprozesse hauptsächlich auf
die Interaktionen zwischen zwei Arten
von Organismen begrenzt“, sagt Prof.
Dr. Christian Hertweck. „Um die Orga-
nisation komplexer biologischer Sys-
teme verstehen zu können, brauchen
wir jedoch Einblicke in die Regulation
von Multi-Partner-Interaktionen“, so der
Inhaber des Lehrstuhls für Naturstoff-
chemie der Friedrich-Schiller-Universität
und Abteilungsleiter am Leibniz-Institut
für Naturstoff-Forschungund Infektions-
biologie –Hans-Knöll-Institut (HKI).
Wie die Kommunikationsmechanis-
men in den komplexen Biosystemen
ablaufen, die unser tägliches Leben
beeinflussen, das kann der Chemiker
in den kommenden Jahren gemeinsam
mit einer Vielzahl an Partnern in einem
neuen Sonderforschungsbereich (SFB)
derUniversität Jena intensiverforschen:
Wie die Deutsche Forschungsgemein-
schaft (DFG) jetzt bekanntgegeben hat,
wirdder vonProf.Hertweckundseinem
KollegenProf.Dr.GeorgPohnert vonder
Uni Jena gemeinsam koordinierte SFB
„ChemBioSys“ in der ersten Phase bis
2018 mit ca. acht Millionen Euro geför-
dert. Im neuen SFB arbeiten Chemiker,
Biologen, Pharmazeuten und Bioinfor-
matiker aus 21 Jenaer Forschungsgrup-
pen zusammen. Neben Instituten der
Universität Jena sind auch außeruniver-
sitäre Forschungseinrichtungenwie das
HKI unddasMax-Planck-Institut für che-
mische Ökologie
beteiligt.
„ChemBioSys“
steht für „Chemi-
sche Mediatoren
in komplexen Bio-
systemen“ und
macht das breite
Themenspektrum
deutlich, das die
Jenaer Forscher in
den kommenden
Jahren bearbeiten
werden. So soll
das chemische
„Stimmengewirr“
in Biosystemen
mit Pilzen, Bakte-
rien, Mikroalgen,
Pflanzen, Tieren
und sogar Human-
zellen belauscht
und entschlüsselt werden. „All diesen
Projekten gemeinsam ist, dass sie die
Rolle von chemischen Signalstoffen in
der Regulation vonGemeinschaftsstruk-
turen untersuchen und so beantworten,
wie dieVielfalt erhalten bleibt“, so Prof.
Pohnert. Nebendieser grundlagenorien-
tiertenForschunggehees indemneuen
Forschungsverbundaber langfristigauch
darum, die komplexen Biosysteme mit
HilfechemischerMediatorengezieltma-
nipulieren zukönnen. PraktischeAnwen-
dungsfelder dafür seien inderÖkologie,
der Landwirtschaft, der Biotechnologie
und der Infektions- und Therapiefor-
schung zu finden. 
US
Fotooben:WelcheFaktorenu.a.dievielfältigeArtengemeinschaftim
Waldbodenbeeinflussen,wollendieForscherimSFBuntersuchen.
Fotosunten:DieSprecherdesneuenSFBs„ChemBioSys“Prof.Dr.
ChristianHertweck(l.)undProf.Dr.GeorgPohnert.
Foto:Kasper
Foto:HKI
Foto:Günther
MitteldeutschesArchivnetzwerk
Die Universitätsarchive Leipzig, Jena
und Weimar, die Stadtarchive Leipzig
und Jena sowie das Ratsarchiv Görlitz
haben ein Mitteldeutsches Archivnetz-
werk gegründet. Neue Technologien
und die digitaleVernetzung der Alltags-
welt stellen die mehr als 200 Archive
im mitteldeutschen Raum vor große
Herausforderungen, so der Tenor wäh-
rend der Gründungstagung am 15. Mai
inLeipzig. Zunehmendkommendigitale
Unterlagen in die Archive, während die
Benutzer am liebsten in digitalen Lese-
sälen arbeitenwollen.
Das Potenzial einer engeren Verzah-
nung der Archive sei erheblich, betont
Dr. Jens Blecher. Die Idee der Netz-
werkgründer sei es daher, das in den
einzelnen Einrichtungen vorhandene
Wissen über eine digitale Plattform
allen Interessenten zur Verfügung zu
stellen sowie in kleinen Seminarrunden
Erfahrungen auszutauschen. „Durch die
Nutzung wissenschaftlicher Förderpro-
grammedesBundes könnenwir dieKa-
pazität digitaler Infrastruktur teilen und
Kostenminimieren“, erläutert der Leiter
des Leipziger Universitätsarchivs.
ErsteDemonstrationsprojekte für digi-
taleAnwendungen imArchivbereichsind
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