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Uni-Journal JenaSonderausgabe2014

Uni-Journal JenaSonderausgabe2014

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Nachwuchsförderung

„Der längste Weg beginnt mit dem ers-

ten Schritt“, schrieb einst Konfuzius. Den

ersten Schritt zur nachhaltigen Förderung

der Nachwuchswissenschaftlerinnen

und -wissenschaftler an der Friedrich-

Schiller-Universität (FSU) hat 2006 Prof.

Dr. Amélie Mummendey getan, als sie

von Rektor Prof. Dr. Klaus Dicke mit der

Gründung der Graduierten-Akademie

(GA) beauftragt wurde.

Mit ihrem Prorektorat konnte seit

2008 diese Entwicklung etabliert und in

der Universität fest verankert werden.

Damit war die FSU eine der ersten Uni-

versitäten, die die Förderung ihres wis-

senschaftlichen Nachwuchses als eine

Kernaufgabe der Universitäten ernst

genommen und auch nach außen deut-

lich sichtbar gemacht hat. Die meisten

Universitäten haben mittlerweile den-

selben Weg eingeschlagen; er ist nicht

mehr ein Pfad im Dschungel, sondern

zu einem gut ausgebauten Wanderweg

geworden.

Als ich 2012 das Amt der Prorekto-

rin für wissenschaftlichen Nachwuchs

und Gleichstellung übernommen habe,

konnte ich nicht nur auf etablierte

Strukturen wie ein funktio-

nierendes Erfassungs- und

Verwaltungssystem für Pro-

movierende („doc-in“) und

den Rat der Graduierten-Aka-

demie zurückgreifen, sondern

auch auf einen großartigen

Stamm von Mitarbeiterinnen

und Mitarbeitern, die mir

die weiteren Schritte leicht

gemacht haben. Einer von

ihnen ist mittlerweile Profes-

sor an der TU Dresden – ein

Zeichen, dass die GA in der

Tat eine wissenschaftliche

Einrichtung der Universi-

tät ist. Sie ist nunmehr in

der Grundordnung der FSU

verankert, ebenso wie eine

Promovierendenschaft. Thü-

ringen war damit das erste Bundesland,

das seiner größten Universität so weit

gefolgt ist und die besondere Rolle der

Promovierenden für die Forschung – und

damit die forschungsorientierte Lehre an

der Universität – anerkennt. Die Wahlen

zum DR.FSU sind nun Bestandteil des

Universitätsalltags und alle Promovieren-

den sind fach- und fakultätsübergreifend

vertreten.

Mir persönlich waren drei Bereiche

wichtig: Die Öffnung der ursprünglich als

Zusammenschluss der Promotionspro-

gramme konzipierten Graduierten-Aka-

demie für alle Promovierenden der FSU,

die Ausweitung der Angebote für die

Gruppe der Postdocs und damit auf den

wissenschaftlichen Nachwuchs in seiner

gesamten Breite sowie die Förderung

der Gleichstellung. Denn die immer noch

viel zu geringe Zahl von Professorinnen

macht deutlich, dass es für Frauen offen-

sichtlich immer noch schwerer ist, eine

akademische Laufbahn einzuschlagen.

Pluralität anerkannt

Auf dem Weg die Promotionsbedin-

gungen zu verbessern, erkennt die FSU

ausdrücklich die Pluralität von Promoti-

onsformen und fachkulturellen Traditio-

nen an. Aus dieser wichtigen Aussage

leiten sich die Aufgaben der GA ab.

Mit der Einführung von „doc-in“ ist es

möglich, Aussagen über die Anzahl aller

Promovierenden an der FSU, Verteilun-

gen über Geschlecht und Herkunft, über

Promotionsdauer, Abbruchquoten sowie

Promotionsverläufe und Promotionsver-

fahren machen zu können.

Wegbereiter einer Förderkultur

Prorektorin Prof. Dr. Erika Kothe berichtet, wie sich die Nachwuchs­

förderung nachhaltig an der FSU etabliert hat

„Die FSU war eine der ersten

Universitäten, die die Förderung

ihres wissenschaftlichen

Nachwuchses als eine

Kernaufgabe ernst genommen

und auch nach außen deutlich

sichtbar gemacht hat.“

Nachwuchsförderung

Die Beteiligung der FSU am Pro-

movierendenpanel des Instituts für

Forschungsinformation und Qualitäts-

sicherung (iFQ) und die Verlegung der

Geschäftsstelle des Universitätsverbun-

des zur Förderung des wissenschaft-

lichen Nachwuchses in Deutschland

(UniWiND) haben sicher zum Bekannt-

heitsgrad der FSU beigetragen. Inner-

halb Europas ist die Graduierten-Aka-

demie in der Arbeitsgruppe „Doctoral

Studies“ der Coimbra-Universitäten ak-

tiv; aber auch in Nordamerika ist die FSU

für ihr Konzept der Förderung des wis-

senschaftlichen Nachwuchses durchaus

bekannt, was auch daran deutlich wird,

dass das Graduate Council bereits drei-

mal Jena besucht hat!

Bürokratische Hürden abbauen

Eine besondere Herausforderung

besteht heute darin, die Promotions-

bedingungen so zu gestalten, dass sie

Freiräume für Exzellenz in der Forschung

bieten und mit einem sinnvollen Maß an

Strukturierung die Einbindung der Nach-

wuchsforscher in die wissenschaftliche

Gemeinschaft stärken. Auf dieser Basis

wird durch die GA heute die Vielfalt von

Promotionswegen und Promotionskultu-

ren mit Programmangeboten an alle Pro-

movierenden unterstützt. Zugleich bie-

ten wir einen Service zur Minimierung

bürokratischer Belastung der Lehrenden

und Promovierenden insbesondere der-

jenigen, die aus dem Ausland kommen.

Mit der Einrichtung des Hauses für

den wissenschaftlichen Nachwuchs im

historisch ältesten noch existierenden

Gebäude der Universität, dem Anwesen

„Zur Rosen“, hat die FSU einmal mehr

dokumentiert, wie wichtig ihr die Förde-

rung der Promovierenden und Postdocs

ist. All diese Schritte – maßgeblich be-

gleitet vom scheidenden Rektor Klaus

Dicke – haben an der FSU eine Kultur

der Förderung des wissenschaftlichen

Nachwuchses etabliert.

Inzwischen haben wir die Möglichkeit,

gefördert durch die Mercator-Stiftung,

unsere Aktivitäten auf die Gruppe der

Postdocs auszuweiten: Ein Programm

zu den Grundlagen der Wissenschaft

wurde initiiert, das Orientierung und ein

kritisches Urteil über die erkenntnisthe-

oretischen und wissenschaftsmethodo-

logischen Grundlagen in fächerübergrei-

fenden Zusammenhängen fördern soll.

Während der zweiten Mercator-Ta-

gung an der FSU („Fundiert forschen“)

wollen wir im kommenden November

dieses Programm erweitern und für die

Zukunft ausbauen. Ebenfalls mit Mitteln

der Mercator-Stiftung konnte der Ausbau

einer Anlaufstelle zur Beratung als „One-

Stop-Agency“ im Haus für den wissen-

schaftlichen Nachwuchs vorangetrieben

werden, die 2013 ihre Arbeit aufgenom-

men hat und nun neben der Unterstüt-

zung von Promovierenden ebenfalls als

Anlaufstelle für Postdocs dient. Auch

das fachübergreifende Qualifizierungs-

programm enthält nun Angebote spezi-

fisch für Postdocs. Die weiteren Schritte

hier ergeben sich aus der Auswertung

der Befragung der Postdocs der FSU,

die zur Verabschiedung von Handlungs-

empfehlungen des Senats geführt hat.

Eine Arbeitsgruppe ist derzeit damit

beschäftigt, Umsetzungsvorschläge zu

erarbeiten.

Bei der Förderung von Nachwuchs-

wissenschaftlerinnen kann die FSU

heute auf ein breit gestreutes Angebot

zurückgreifen, das im Prorektorat für

Forschung, dem Familienbüro am Pro-

rektorat für Lehre sowie dem Prorekto-

rat für wissenschaftlichen Nachwuchs

und Gleichstellung angesiedelt ist. Da-

bei setzt die FSU durch unabhängige

Akteure wie die Gleichstellungsbeauf-

tragte Prof. Dr. Dorothee Haroske, die

Mitglieder der strategischen Steue-

rungsgruppe Gleichstellung sowie des

Fakultätenforums auf ein Konzept der

Gewaltenteilung. Dies wurde in der Be-

standsaufnahme undWeiterentwicklung

der Equality-Steuerungsinstrumente

EQUISTU besonders gewürdigt. Auch

die Verleihung der höchsten Stufe der

DFG-Gleichstellungsstandards und des

Total E-Quality-Prädikats zeigen, dass die

FSU hier auf dem richtigen Weg ist. Im

Universitätsbund Halle – Jena – Leipzig

wurde ein Postdoktorandinnen-Mento-

ring begonnen.

Besonders wichtig für die Motivation

junger Wissenschaftlerinnen sind aber

auch geeignete Rollenvorbilder. Hier

bleibt nach wie vor viel zu tun, wenn wir

erreichen wollen, dass die Vereinbar-

keit von Familie und wissenschaftlicher

Karriere auch für die Nachwuchswis-

senschaftlerinnen eine realistische und

attraktive Vorstellung ist. Die Darstellung

solcher Rollenvorbilder in einer jährlich

ergänzten Mappe „Role Models“ kann

nur ein (kleiner) Schritt zur Erreichung

dieser Ziele sein.

Es bleibt noch viel zu tun

Auch wenn noch viel zu tun bleibt, die

FSU hat in der Amtszeit des scheiden-

den Rektors bereits einen gutenTeil des

Weges zurückgelegt. Um auch in Zukunft

für jungeWissenschaftlerinnen undWis-

senschaftler aus aller Welt attraktiv zu

sein, müssen wir uns weiterhin konzen-

triert um die Nachwuchsförderung und

das Eröffnen von Karriereoptionen im

akademischen wie außeruniversitären

Umfeld bemühen. Dies ist ein wichtiger

Schritt zur erfolgreichen Weiterentwick-

lung der FSU. Wenn ich einen Beitrag

dazu leisten konnte, auch trotz immer

wieder notwendiger Debatten zur Struk-

turentwicklung, der FSU eine optimisti-

sche Sicht in die Zukunft zu ermöglichen,

haben sich meine Hoffnungen erfüllt.

Rektor Dicke hat für diese Perspektive

dieTüren geöffnet. Unser künftiger Präsi-

dent, Prof. Dr.Walter Rosenthal, wird auf

dieser Grundlage gut aufbauen können.

Ich hoffe, dass mit demWechsel die Auf-

bruchstimmung anhält und das Gefühl,

für die Universität etwas erreichen zu

können, dem weiteren Weg aller Ange-

hörigen der FSU Flügel verleiht.

„Eine besondere Herausforderung

besteht heute darin, die Promotions­

bedingungen so zu gestalten, dass

sie Freiräume für Exzellenz in der For­

schung bieten und mit einem sinnvollen

Maß an Strukturierung die Einbindung

der Nachwuchsforscher in die wissen­

schaftliche Gemeinschaft stärken.“

Prof.Dr.ErikaKothe

beimdiesjährigen

SommerfestderGra-

duierten-Akademie.

DieProrektorinfür

wissenschaftlichen

Nachwuchsund

Gleichstellungsieht

ineinerkonsequen-

tenNachwuchsförde-

rungeinenentschei-

dendenSchrittzur

Weiterentwicklung

dergesamtenUni-

versität.

Fotolinks:Promovie-

renmitKind.Dank

derbreitgefächerten

Unterstützungsange-

botederFSUlassen

sichwissenschaftli-

cheQualifizierung

undFamilienaufga-

benuntereinenHut

bringen.Dennoch,so

ProrektorinKothe,

brauchengerade

jungeWissenschaft-

lerinnnenbesondere

Förderung.

Fotos(2):Kasper