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Uni-Journal JenaSonderausgabe2014
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als zentraler Teil der Zukunftsinitiative
des Freistaats Thüringen und die Spit-
zencluster-Initiative des BMBF sollen
beispielhaft genannt werden. Aus der
Organisation des 450. Universitätsjubi-
läums und aus dem Wettbewerb „Stadt
der Wissenschaft“ wurde das Prorekto-
rat Forschung weitestgehend herausge-
halten. Das Prorektoratsteam war klein,
aber sehr leistungsfähig, effizient und ex-
trem engagiert. Ich bin allen Mitarbeitern
sehr zu Dank verpflichtet. Das Ergebnis
der dritten Runde der Exzellenzinitiative,
deren Vorbereitung ich mit einer dritten
Amtsperiode verbunden hatte, war nie-
derschmetternd: Alle Beteiligten waren
von weiteren Antragsaufforderungen
ausgegangen – doch diese blieben aus.
Das Zukunftskonzept „Light – Life – Li-
berty“, für das der Rektor verantwortlich
war, fand großes Lob, konnte aber schon
deshalb nicht berücksichtigt werden, weil
es keine Förderungen in der Clusterlinie
gab. Mit dem erfolgreichen Fortsetzungs-
antrag für die JSMC blieb die FSU auf der
Exzellenzlandkarte präsent.
Diese gemeinsamen Anstrengungen
waren jedoch Investitionen in die Zu-
kunft. Die Profilbildung über Schwer-
punkt- und Querschnittsbereiche hat aus
meiner Sicht zur engeren interdisziplinä-
ren Vernetzung innerhalb der Universität
und zwischen FSU und außeruniversitä-
ren Einrichtungen geführt. Es war so ein
Übergangsprozess zu den jetzigen drei
Profillinien geschaffen worden. Drei neue
SFBs und andere große Forschungsver-
bünde wurden seit 2011 eingeworben.
Die neuen SFBs, das Deutsche Zentrum
für integrative Biodiversitätsforschung
(iDiv) und andere Verbundprojekte wei-
sen aus, dass aus den Projektideen der
Exzellenzinitiative etwas geworden ist.
Der einmal begonnene Prozess ist fort-
gesetzt worden, so dass neue Schwer-
punkte im Aufbau begriffen sind. Ent-
wicklung bedeutet Veränderung und
damit Zukunftsfähigkeit.
Die Friedrich-Schiller-Universität war die
erste Universität in den neuen Bundes-
ländern, an der ein Erneuerungs- und
Umstrukturierungsprozess unmittelbar
nach dem Zusammenbruch der DDR
initiiert worden ist. Dieser Prozess war
verantwortungsvoll und systematisch
gestaltet worden, so dass sich Erfolge in
Form von zwei Sonderforschungsberei-
chen (SFB) schnell einstellten. Diese von
1993 bis 2001/2002 geförderten SFBs
bildeten die Grundlage für die weitere
Entwicklung, die von der für Jena typi-
schen Atmosphäre der interdisziplinä-
ren Zusammenarbeit bestimmt wurde.
Diese Entwicklung wurde Hand in Hand
mit den außeruniversitären Forschungs-
einrichtungen des Beutenberg-Campus
und innovativen Hightech-Firmen voran-
gebracht, so dass man 15 Jahre nach der
Wende bereits von einem Forschungs-
und Innovationsstandort Jena sprechen
konnte. Gemeinsam war man z. B. 1997
mit dem BioInstrumente-Projekt bei der
BioRegio-Initiative erfolgreich. Nach dem
Auslaufen der ersten beiden Sonderfor-
schungsbereiche wurden fünf neue mit
der FSU als Sprecheruniversität einge-
worben.
Diese und andere Erfolge trugen zum
guten Ruf Jenas bei, der in der Über-
schrift „If you seek the Paradise, go to
Jena“ („The Economist“, 11.02.2006)
zum Ausdruck gebracht worden ist.
Rektorat startete mit drei Neuen
Es war eine solide Ausgangsbasis, auf
der das neue Rektorat am 1. September
2004 seine Arbeit aufbauen konnte. Drei
„Neue“ und der damalige Kanzler Kübel,
der der Garant für die Kontinuität der Lei-
tungsarbeit war, wollten „durchstarten“.
Trotz der guten Ausgangsposition reifte
sehr schnell die Einsicht, dass alle An-
strengungen von einem bisher ungeahn-
ten Maß an Reformgeist begleitet sein
mussten, um die zukünftige Entwicklung
erfolgreich meistern zu können.
Wie in der Gesellschaft, so waren
auch im Hochschulbereich tiefgreifende
Veränderungen und Reformen notwen-
dig. Mit der wohl größten struktur- und
profilbildenden Wirkung standen die
„Bologna-Reform“ und die „Exzellenzini-
tiative“ an der Spitze des Reformberges.
Unabhängig vom äußeren Reformdruck
war an der FSU ein tiefgreifender Verän-
derungs- und Reformbedarf spürbar und
musste in Angriff genommen werden.
Kontrovers diskutierte Initiative
Die Exzellenzinitiative wurde bereits
2004 heiß und kontrovers diskutiert, so
dass im Prorektorat Forschung mit dem
ersten Arbeitstag die Vorbereitungen
für den Exzellenzwettbewerb begonnen
wurden. Die möglichen Förderzeiträume
der fünf laufenden SFBs (plus Verbund-
partner in einem SFB-Transregio) gingen
bis 2010 bzw. darüber hinaus. Sie konn-
ten als das bereits sichtbare Ergebnis
der sich herausbildenden Forschungs-
schwerpunkte der FSU angesehen wer-
den.
Eine erste Bestandsaufnahme zeigte
jedoch, dass neben den SFBs nur ganz
wenige Forschergruppen, Graduierten-
kollegs, Schwerpunktprogramme und
andere Förderungen der Deutschen For-
schungsgemeinschaft (DFG) vorhanden
waren. Die Summe der verausgabten
Drittmittel betrug im Jahr 2005 29,4
Millionen Euro – 2011 waren es 60,9
Millionen.
Weiterhin musste konstatiert wer-
den, dass wir mit dem vorhandenen
Stand des Wissenschaftsmanagements
und der Kommunikations- und Informa-
tionsstrukturen für diesen Wettbewerb
nicht gerüstet waren. Es mussten ins-
besondere die Rahmenbedingungen
und Strukturen für Forschung und Dritt-
mitteleinwerbungen verändert werden,
um das Forschungspotenzial für ein er-
folgreiches Bestehen in der Exzellenzin-
itiative steigern zu können. Es wurden
Veränderungsprozesse der Organisation,
der Förderung, des Wissenschafts- und
Qualitätsmanagements und der Stimu-
lation der interdisziplinären Forschung
und deren Vernetzung mit der Lehre
eingeleitet. Die Berufungspolitik (Rektor
und Kanzler) musste auf Schwerpunkte
fokussiert und mit einer stärkeren Förde-
rung von Wissenschaftlerinnen verbun-
den werden. Alle Maßnahmen dienten
dazu, die Attraktivität des Standorts
und damit die Konkurrenzfähigkeit im
Wettbewerb um die „besten Köpfe“ zu
stärken.
Dies waren einige der wesentlichen
Aufgaben für den Forschungsbereich,
die unabhängig vom Exzellenzwettbe-
werb angegangen werden mussten. Der
Bologna-Prozess, der durch das Prorek-
torat für Lehre gestaltet wurde, hatte
Veränderungsmaßnahmen im gleichen
Umfang zur Folge. Die Umgestaltungen
in Forschung und Lehre mussten von ei-
ner Verwaltungsreform und einer Erneu-
erung der Kommunikationsinfrastruktur
begleitet werden. Die Rektoratsbespre-
chungen wurden im ersten Jahr oft
stehend an einem großen Tisch durch-
geführt, damit die überdimensionalen
Organigramme, Schemata und Tabellen
„begangen“ werden konnten. Der Rek-
tor organisierte mit „ruhiger Hand“ die
Diskussion im Rektorat, mit den Fakultä-
ten und den Mitarbeitern und musste so
manches erhitzte Gemüt abkühlen hel-
fen. Kanzler Kübel musste sich mit Alter-
nativvorschlägen auseinandersetzen und
die Prorektoren wurden im Gegenzug
dazu angehalten, ihre Pläne und Vorstel-
lungen auf das Machbare auszurichten.
Erfolge und Rückschläge
Am 30. September 2005 waren die
Antragsskizzen für die erste Runde der
Exzellenzinitiative einzureichen. Die An-
träge sollten bei positiver Evaluierung der
Skizzen im April 2006 abgegeben wer-
den, d. h. nach der Skizzeneinreichung
musste die Antragstellung organisiert
und die Schwerpunkt- und Profilbildung,
die zentrale Zielstellung dieses Wettbe-
werbs, auf den Weg gebracht werden.
Die FSU bewarb sich mit zwei Skizzen
für Exzellenzcluster und mit einer für die
Einrichtung einer Graduiertenschule. Wir
sind nicht zur Antragstellung aufgefordert
worden, haben aber Ermutigungen sei-
tens der Gutachter für die zweite Runde
erhalten, die im September 2006 mit der
Einreichung der Skizzen eröffnet wurde
– nach Beendigung der ersten Amtszeit
der Prorektoren.
Die weitere Begleitung der Projekt-
gruppen erschien mir wichtig, so dass ich
„Entwicklung bedeutet Veränderung“
Prof. Dr. Herbert Witte über Wettbewerb und Reformen in den Zeiten der Exzellenzinitiative
„Der Rektor organisierte mit
ruhiger Hand die Diskussionen
und musste so manches
erhitzte Gemüt abkühlen
helfen.“
Cluster- und zwei Graduiertenschulkon-
zepte aufgefordert. Dies war für alle Be-
teiligten ein überwältigender Erfolg. Mit
der Förderung der „Jena School for Mi-
crobial Communication (JSMC)“ wurde
die FSU „exzellent“. Auf diesemWeg gab
es aber auch schmerzliche Rückschläge.
Im Jahr 2006 wurde für einen SFB die
Förderung nicht verlängert, ein weiterer
wurde 2008 zur Förderung vorgeschla-
gen aber nicht gefördert. Einige SFB-Ini-
tiativen haben in der Folgezeit nicht zum
Erfolg geführt.
Ab September 2006 wurde Kurt-Die-
ter Koschmieder Prorektor für Lehre und
später Amélie Mummendey Prorekto-
rin für die Graduiertenakademie. 2007
wurde Klaus Bartholmé zum neuen Kanz-
ler gewählt. Es waren sehr erfahrene Kol-
legen, so dass es nahtlose Übergänge
gab. Alle Rektoratsmitglieder zogen an
einem Strang und gegenseitige Hilfe und
Unterstützung waren selbstverständlich.
Ohne Pause in die 3. Runde
Mit diesem Rektoratsteam wurde die
dritte Runde für den September 2010
vorbereitet. Zwischen den Terminen
der Exzellenzinitiative gab es keine Er-
„Mit der Förderung der
Jena School for Microbial
Communication (JSMC)
wurde die FSU exzellent“.
mich zur Wahl für eine zweite Amtsperi-
ode gestellt habe. Zwei Exzellenzcluster,
zwei Graduiertenschulen und ein erstes
Zukunftskonzept wurden eingereicht. Zur
Antragstellung (April 2007) wurden ein
holungspausen, da sich die für die For-
schung verantwortlichen Landes- und
Bundesministerien aufmachten, eigene
Exzellenzprogramme auf den Weg zu
bringen. Das ProExzellenz-Programm
MomentderFreudeimOktober2007:ProrektorProf.Dr.Kurt-DieterKoschmieder(v.l.) ,Prof.
Dr.ErikaKothe,Prof.Dr.AxelBrakhageundProrektorProf.Dr.HerbertWittefindendie„Jena
SchoolforMicrobialCommunication“unterdengefördertenExzellenz-Graduiertenschulen.
Prof.Dr.Herbert
WitteistInhaber
desLehrstuhlsfür
MedizinischeStatis-
tik,Informatikund
Dokumentationund
warvon2004bis2011
ProrektorfürFor-
schungderFSU.
Foto:KasperFoto:Scheere
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