Uni-Journal Jena April 2014 - page 47

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Uni-JournalJena04/14
NeueBücher
Offenes Kapitel der Nachkriegsgeschichte
Historiker untersuchen den Prozess derWiedergutmachung nach 1989/90
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Vor 69 Jahren endete der ZweiteWelt-
krieg. Doch die Nachgeschichte dieses
Krieges ist noch längst nicht zuEnde. Zu
den offenen Kapiteln gehört die Politik
derWiedergutmachung, die durch das
Ende des Kalten Krieges eine neue Dy-
namik entfaltet hat.
Das kürzlich erschienene Buch „Die
Globalisierung derWiedergutmachung.
Politik, Moral, Moralpolitik“, herausge-
geben von Prof. Dr. Norbert Frei (Jena),
Prof.Dr. JoséBrunner (TelAviv) undProf.
Dr. Constantin Goschler (Bochum), un-
tersucht dieEntwicklungderWiedergut-
machung seit derÖffnungdesEisernen
Vorhangs.
Schon in ihrem 2008 veröffentlichten
Sammelband „Die Praxis der Wieder-
gutmachung“ beschrieben die Autoren
letzterealsein„learningbydoing“, einen
Prozess, der durch die anhaltende und
sich ständig wandelnde gesellschaftli-
che, politische und administrative Aus-
einandersetzungmit derNS-Vergangen-
heit gekennzeichnet ist. Die Grenzen
dieserWiedergutmachung wurden mit
dem Ende des Kalten Krieges erheb-
lich verschoben: Plötzlich konnten und
können auch diejenigen NS-Opfer Ent-
schädigung einfordern, die jenseits des
EisernenVorhangs gelebt haben. Damit
ist dieWiedergutmachung in ihre vor-
aussichtlich letzte, dieglobalePhaseein-
getreten. Zu derenKennzeichen gehört,
dass zwischenstaatliche Konflikte nach
dem Ende der Ost-West-Konfrontation
zunehmend auf internationalen Konfe-
renzen debattiertwerden.
AnspruchundVerpflichtung
Die Autoren konstatieren eine zu-
nehmende Verflechtung von rechtlich
begründeten Entschädigungsansprü-
chenunddermoralischenVerpflichtung,
NS-Opfer finanziell zu unterstützen.
So wurde bereits 1991 die Stiftung
„Deutsch-Polnische Aussöhnung“ ins
Leben gerufen, weitere Stiftungen folg-
ten 1993 in Weißrussland, Russland
und der Ukraine. Hinzu kam 1997 der
Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds.
Eine neue Qualität erlangte dieWieder-
gutmachung zudem, als die rot-grüne
Bundesregierung zur Jahrtausendwende
zustimmte, die ehemaligen Zwangsar-
beiter in den Kreis der entschädigungs-
berechtigten NS-Verfolgten aufzuneh-
men.
Das Schlusskapitel des Buches do-
kumentiert eine Debatte, die deutsche
und israelische Philosophen, Historiker
und Rechtswissenschaftler imOktober
2010über dasFür undWider sowieüber
die Grenzen der Wiedergutmachung
führten. Das Gespräch fasst die unter-
schiedlichen Facetten, Hemmnisse und
WidersprüchederWiedergutmachungs-
debatte pointiert zusammen. 
sl
JoséBrunner,Cons-
tantinGoschler,Nor-
bertFrei(Hg.):Die
Globalisierungder
Wiedergutmachung.
Politik,Moral,Mo-
ralpolitik,Wallstein
Verlag,Göttingen
2013,355Seiten,39,90
Euro,ISBN978-3-
8353-0981-4
1...,37,38,39,40,41,42,43,44,45,46 48,49,50,51,52
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