Uni-Journal Jena April 2014 - page 46

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Uni-JournalJena04/14
kussionen doku-
mentiert. Zudem
enthält das Jahr-
buch Rezensionen
von neuen Veröf-
fentlichungen der
Luther- und Refor-
mationsforschung.
„Die im Luther-
jahrbuchveröffent-
lichteBibliographie
verzeichnet fort-
laufend Neuer-
scheinungen über
Luther und seine
Wirkung bis in die
Gegenwart“, sagt
Prof. Spehr. Die-
ses sei für jeden
Luther-Forscher ein unentbehrliches Ar-
beitsinstrument. 
sl
Der Fernsehkon-
sum hängt am
stärksten vom
Vorhandensein in­
dividueller Freizeit
ab. Zu diesem Er­
gebnis kommt die
Studie „Medien-
nutzung als Zeit-
allokation. Zum
Einfluss der ver-
fügbaren Zeit auf
die Medienaus-
wahl“. Darin haben
die Kommunikati-
onswissenschaft-
ler Prof. Dr. Wolf-
gang Seufert und
Dr. Claudia Wil-
helm das Medien-
nutzungsverhalten
der Deutschen an-
gesichts knapper Zeitressourcen unter-
sucht. Sie stützen sich imWesentlichen
auf die regelmäßig imFünfjahres-Turnus
von ARD und ZDF erhobene Langzeit-
studie zumMassenkonsum, aber auch
auf die jährlich imBereich der elektroni-
schenMedienerhobeneMedia-Analyse.
Mit der Konsumtheorie haben Seufert
und Wilhelm ein wirtschaftswissen-
schaftliches Instrument zur Beantwor-
NeueBücher
Schatz für Lutherforscher
Kirchenhistoriker gibt Lutherjahrbuch heraus
Wenig Freizeit – wenigTV
Medienverhalten in Zeiten knapper Ressourcen
Ruhet nicht
in Frieden
Plädoyer für den Erhalt
„kleiner“ Sprachen
Etwa die Hälfte der Mensch-
heit spricht heute eine von
nur 19 Sprachen, während
die andereHälftederWeltbe-
völkerungmehr als6000wei-
tere Sprachen spricht. Viele
dieser sogenannten Minder-
heitensprachen – etwa das
Gälische in Irland oder das
SaterfriesischeunddasNord-
friesische in Deutschland –
sind akut bedroht, wie Prof.
Dr. Peter Gallmann erklärt.
Der Linguist hat gemeinsam
mit seinen Kollegen Prof.
em. Dr. Horst Sitta (Universi-
tät Zürich) und Prof. Dr. Heidi
Siller Runggaldier (Universi-
tät Innsbruck) der Minderhei-
tensprache Ladinisch „eine
vergleichende Grammatik
mit linguistischemTiefgang“
gewidmet. AlsVergleichsgrö-
ßen dienen Italienisch undDeutsch. La-
dinischnämlichwird inSüdtirol vonetwa
20000Menschen gesprochen sowie in
den italienischen Nachbarprovinzen von
weiteren 20000.
Der neue Band soll in der Lehrerbil-
dung zum Einsatz kommen und Lehr-
kräften als Basis dienen, die das Ladini-
sche unterrichten. Gut zehn Jahre lang
haben Gallmann und seine Mitstreiter
an dem Projekt im Auftrag der Provinz
Bozen gearbeitet.
Seit dem Ende der sechziger Jahre
besitzt Südtirol einen Autonomiesta-
tus. „Seitdem ist Ladinisch wieder gut
geschützt und neben Italienisch und
DeutschoffizielleSchulsprache“, soGall-
mann. Ladinisch, das sich für den Laien
entfernt wie Italienisch anhört, ist kei-
neswegs eines seiner Dialekte, erklärt
der Linguist: „Die Grammatik ist völlig
anders.“
„Der Erhalt von Minderheitenspra-
chen ist sowohl linguistisch als auch
kulturell bedeutsam“, betont Prof. Gall-
mann. Sprache alswichtigesMittel des
sozialen Kontakts und als Medium sei
nicht zuletzt als Schatz zu verstehen,
der kulturspezifisches Wissen berge.
Die Sprache sei daher ein wesentlicher
Bestandteil der Identität ihrer Sprecher.
Diese gelte es, lebendig zu halten. Be-
sonders die Medien spielen hier eine
wichtige Rolle. In Südtirol gibt es u. a.
ladinischsprachige Radiosender und die
Zeitung„LaUsc di Ladins“. 
ca
HorstSitta,Heidi
SillerRunggaldier,
PeterGallmann:Der
einfacheSatz.Ladi-
nischesBildungs-
undKulturressort,
Bozen2013,182
Seiten,ISBN978-
88-6669-038-2.Das
Buchistkostenfrei
zubeziehenunter:
/
index_de.html
WolfgangSeufert,
ClaudiaWilhelm:
Mediennutzungals
Zeitallokation.Zum
Einflussderverfüg-
barenZeitaufdie
Medienauswahl,No-
mosVerlagsgesell-
schaft,Baden-Baden
2014,233Seiten,39
Euro,ISBN978-3-
8487-1093-5
tungkommunikationswissenschaftlicher
Fragestellungen herangezogen. Wäh-
rend sich die Kommunikationswissen-
schaft derMediennutzungüberwiegend
auspsychologischerSicht annähert, geht
die Konsumtheorie vomVorhandensein
knapper Geldbudgets aus, die von den
Konsumenten in Relation zum jeweils
größtmöglichen Nutzen ausgegeben
werden.Wolfgang Seufert hat dafür die
Konsumtheorie auf die Zeit übertragen,
die ihrerseits als knappe Ressource be-
griffen wird. „Bedingt durch Faktoren
wieAlter und Berufstätigkeit findenwir
eine ungleiche Verteilung freier Zeit“,
sagt der Inhaber der Professur für Öko-
nomie und Organisation der Medien.
Diese individuelle Zeitstruktur schlage
sich auf dieMediennutzung nieder.
Während das Fernsehen am aller-
stärksten von der Menge an individuel-
ler Freizeit abhängt, sei diesbei anderen
Medien nicht in demMaße der Fall. So
fungiere etwa das Radio als einBegleit-
medium für anderweitige Tätigkeiten
wie Kochen oder Abwaschen. Zudem
fanden die Forscher heraus, dass die
deutlich gestiegene Nutzung des Inter-
nets seit Mitte der neunziger Jahre bei
den Verbrauchern zu Lasten der alten
Medien geht, insbesondere gedruckter
Zeitungen und Zeitschriften. 
ca
Das Lutherjahrbuchgilt als die führende
Publikation der internationalen Luther-
forschung. Es wird seit 1919 von der
Luther-Gesellschaft e.V. herausgegeben,
die 1918 auf Initiative des Jenaer Philo-
sophieprofessorsundNobelpreisträgers
für LiteraturRudolfEucken inWittenberg
gegründet wurde. Für den aktuellen 80.
Jahrgangsband ist der Jenaer Kirchen-
historiker Prof. Dr. Christopher Spehr
verantwortlich.
„Die aktuelleAusgabedesLutherjahr-
buchsdient gleichzeitigalsBerichtsband
des 12. Internationalen Kongresses für
Lutherforschung“, sagt Spehr. Dieser
Kongress fand unter demTitel „Luther
alsLehrer undReformer derUniversität“
inHelsinki statt. Inder nunvorliegenden
zweisprachigen Publikation – das Lu-
therjahrbuch erscheint in Deutsch und
Englisch –werden dieVorträge undDis-
ChristopherSpehr
(Hg.):LutheralsLeh-
rerundReformerder
Universität.Luther-
jahrbuch2013,Verlag
Vandenhoeck&
Ruprecht,Göttingen
2013,380Seiten,69,99
Euro,ISBN978-3-525-
87445-5
1...,36,37,38,39,40,41,42,43,44,45 47,48,49,50,51,52
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