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          Uni-JournalJena07/14
        
        
          
            Kultur
          
        
        
          Leuchtende Gefängnisse
        
        
          
            Der amerikanische Künstler Peter Halley stellt 34 Prisons
          
        
        
          
            aus
          
        
        
          Mit drei Linienwird aus Freiheit Unfrei-
        
        
          heit,werdenausgeordnetenQuadraten
        
        
          Symbole der Begrenzung: Gefängnisse.
        
        
          Wie einfach und anschaulich Kunst sein
        
        
          kann, die dennoch auf einer visionären
        
        
          und zugleichkritischenWeltsicht beruht,
        
        
          das präsentiert eine neue Sonderaus-
        
        
          stellungder Friedrich-Schiller-Universität
        
        
          Jena. Noch bis 27. Juli 2014 ist imAlten
        
        
          Straßenbahndepot in Jena eine reprä-
        
        
          sentativeAuswahl ausPeterHalleysSe
        
        
          rie„Prisons“ zu sehen.
        
        
          
            StrenggeometrischeBildsprache
          
        
        
          Der gebürtige NewYorker folgt damit
        
        
          Frank Stella, auf dessen Anregung Hal-
        
        
          ley nach Jena kam. Doch die Kunst der
        
        
          beiden Amerikaner könnte nicht unter-
        
        
          schiedlicher sein. Stellas heutige Bilder
        
        
          und Skulpturen sprühen von exaltierter
        
        
          Bewegung, rasanter Schnel-
        
        
          ligkeit und Dynamik. Halleys
        
        
          Bilder hingegen folgen seit
        
        
          mehr als drei Jahrzehnten
        
        
          einer streng geometrischen
        
        
          Bildsprache. Halley greift die
        
        
          Ordnung des Quadrats auf,
        
        
          wie sie etwa im Bauhaus
        
        
          genutzt wurde. Doch statt
        
        
          Ordnung sieht der Künstler
        
        
          die Welt eher als begrenzt
        
        
          an. „Halleys Quadrate haben
        
        
          ihre Unschuld verloren“, er-
        
        
          läutert Kuratorin Dr. Barbara
        
        
          Happe. Halley stellt soziale
        
        
          Wirklichkeit dar und ist davon
        
        
          überzeugt, dass Geometrie
        
        
          die Welt einschränkt. Seine
        
        
          Werke sind Visua-
        
        
          lisierungen dieser
        
        
          urbanen Struktu-
        
        
          ren, welche die
        
        
          Al l gegenwa r t
        
        
          geometr ischer
        
        
          Strukturen in der
        
        
          Gesellschaft des
        
        
          20. und 21. Jahr-
        
        
          hunderts sichtbar
        
        
          machen sollen.
        
        
          Und so werden
        
        
          aus seinen immer
        
        
          gleichen geome-
        
        
          trischen Grund-
        
        
          mustern durch
        
        
          vertikaleoder hori-
        
        
          zontaleGitterstruk-
        
        
          turen diese in der
        
        
          Ausstellung ge-
        
        
          zeigten „Prisons“
        
        
          (Gefängnisse).
        
        
          
            Fluoreszierende Farben
          
        
        
          Sie sind seine Antwort auf die tech-
        
        
          nologisierteWelt. Doch statt düsterer
        
        
          Gefängnisorte schafft Halley eine fas-
        
        
          zinierende Farbigkeit der Bilder. Er ver-
        
        
          wendet oft fluoreszierende Industriefar-
        
        
          ben, wie sie auch fürWarnzeichen und
        
        
          Werbeplakate genutzt werden – und
        
        
          kennzeichnet dadurch wiederumWer-
        
        
          bung alsTeil der Einschränkung. Virtuos
        
        
          arbeitet er mit wechselnden, immer ex-
        
        
          akt bestimmten Farbkonstellationen an
        
        
          eben dem stets gleichen kompositori-
        
        
          schenGrundmuster.
        
        
          Halleyhat die34Werke für dieJenaer
        
        
          Schau selber ausgesucht. Sie stammen
        
        
          von Sammlern und Galerien aus ganz
        
        
          Europa. „Noch niewurden in Europa so
        
        
          vieleBilder ausdieserWerkgruppeanei-
        
        
          nemOrt zusammengeführt“, weiß Prof.
        
        
          Dr. Martin S. Fischer von der Friedrich-
        
        
          Schiller-Universität.„Universität stattGa
        
        
          lerie ist dasBeste,waseinemauf dieser
        
        
          Welt passieren kann“, sagt Halley. Dies
        
        
          schätzt der 60-Jährige so sehr, dass er
        
        
          einen Kunstdruck extra für die Jenaer
        
        
          Ausstellung produziert hat, ummit dem
        
        
          Verkauf der 50er Auflage die Exposition
        
        
          zu unterstützen.
        
        
          
            Kunst undKunsttheorie
          
        
        
          Der Zoologe Fischer kuratiert diese
        
        
          Ausstellung mit seiner Frau Barbara
        
        
          Happe. Gemeinsam geben siemit Prof.
        
        
          Dr. Steffen Siegel, der zu dieser Schau
        
        
          ein Seminar für Studierende hält, den
        
        
          Katalog zur Ausstellung heraus, der in
        
        
          einem aufwendigen Druck erschienen
        
        
          ist. Er enthält zum einen die wichtigs-
        
        
          ten, vonHalleyselber ausgewähltenSei-
        
        
          ten aus seinen Schriften. Denn Halley,
        
        
          der weltweit in Museen und Galerien
        
        
          ausgestellt wird, war auch von 2002
        
        
          bis 2011 Director of Graduate Studies
        
        
          in Painting and Printmaking an der Yale
        
        
          University School of Art. Zum anderen
        
        
          wird die kraftvolle Ausstrahlung seiner
        
        
          Bilder durch den Druck des Katalogs,
        
        
          der ebenso wie ein Poster in der Aus-
        
        
          stellung erhältlich ist, mit zehn Sonder-
        
        
          farben gezeigt. Doch die raumgreifende
        
        
          Farbigkeit unddiedurcheinebesondere
        
        
          Maltechnik erreichte dreidimensionale
        
        
          Wirkung kommen am eindrucksvollsten
        
        
          in der Ausstellung zur Geltung –wovon
        
        
          sich die Besucher bis zum 27. Juli über-
        
        
          zeugen können.
        
        
          Die Universität hat die Idee, ihre
        
        
          Kontakte und viel „Selbstausbeutung“
        
        
          der Beteiligten in die Ausstellung ein-
        
        
          gebracht. Das notwendige Geld kam
        
        
          von den Förderern Jenoptik
        
        
          AG, Sparkasse Jena-Saale-
        
        
          Holzland, Sparkassen-Kultur-
        
        
          stiftung Hessen-Thüringen,
        
        
          Jenawohnen und der Bür-
        
        
          gerstiftung Jena. Die Nah-
        
        
          verkehrsbetriebe (JeNah)
        
        
          stellen das Straßenbahnde-
        
        
          pot für die Ausstellung zur
        
        
          Verfügung. Kooperations-
        
        
          partner sind die Städtischen
        
        
          Museen JenaunddieGalerie
        
        
          Thomas Modern aus Mün-
        
        
          chen, wo Interessierte noch
        
        
          bis zum 19. Juli neueste Ar-
        
        
          beiten Peter Halleys direkt
        
        
          aus seinem Studio in New
        
        
          York betrachten können.  AB
        
        
          
            FrankStella(r.)kamextrazurEröffnungderAusstellungvonPeter
          
        
        
          
            Halley(l.)nachJenaundlobtedenbesonderenAusstellungsort.
          
        
        
          Foto:J.Scheere
        
        
          
            Duwarstnochnicht
          
        
        
          
            hier,schieneinvöl
          
        
        
          
            ligentspannterPeter
          
        
        
          
            HalleybeimFototer-
          
        
        
          
            minzusagen,nach-
          
        
        
          
            demerdieBilderin
          
        
        
          
            derAusstellungsel-
          
        
        
          
            bergehängthatte.
          
        
        
          Foto:Kasper
        
        
          
            DieAusstellung„Pe-
          
        
        
          
            terHalley:Prisons“
          
        
        
          
            istgeöffnet:mitt-
          
        
        
          
            wochsbissonntags
          
        
        
          
            von13bis20Uhr;
          
        
        
          
            Ort:AltesStraßen-
          
        
        
          
            bahndepot,Dorn-
          
        
        
          
            burgerStr.17,Jena;
          
        
        
          
            Eintritt:Erwachsene
          
        
        
          
            4€,ermäßigt2€.