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          Uni-JournalJena07/14
        
        
          
            Tagungen
          
        
        
          Transnationales Recht
        
        
          
            Tagung zur Europäisierung des Strafrechts
          
        
        
          Zuckerfest und
        
        
          Ostern gemeinsam
        
        
          NSU und Rechtsextremismus
        
        
          
            FriedenspsychologischeTagung beleuchtet Ursachen, Hintergründe, Folgen
          
        
        
          Seit langem versuchen Untersuchungs-
        
        
          ausschüsse und ein Gericht zu ergrün-
        
        
          den, wie es zur Mordserie des Natio-
        
        
          nalsozialistischen Untergrunds (NSU)
        
        
          kommen konnte und ob die Greuelta-
        
        
          ten hätten verhindert werden können.
        
        
          Diesen Fragen
        
        
          gingen auch die
        
        
          Teilnehmer der 27.
        
        
          Jahrestagung des
        
        
          Forums Friedens-
        
        
          psychologie e. V.
        
        
          nach, zu der vom
        
        
          19.-22. Juni mehr
        
        
          als 100 Wissen-
        
        
          schaftlerinnen und
        
        
          Wissenschaftler
        
        
          an die Universität
        
        
          Jena gekommen
        
        
          waren.
        
        
          Unter dem Titel
        
        
          „Nationalsozialisti-
        
        
          scher Untergrund,
        
        
          Rechtsextremismus und aktuelle Bei-
        
        
          träge der Friedenspsychologie“ haben
        
        
          die Experten aus unterschiedlichen
        
        
          Fachgebieten, aus Politik und Journa-
        
        
          lismus und der engagierten Zivilgesell-
        
        
          schaft über die Ursachen, Hintergründe
        
        
          und Folgen der NSU-Taten sowie über
        
        
          Präventions- und Interventionsansätze
        
        
          diskutiert.
        
        
          „Wir haben nicht erwartet, die ab-
        
        
          scheuliche Mordserie aufklären oder
        
        
          unbekannte Details zu diesen Fällen
        
        
          ermitteln zu können“, sagt der Kommu-
        
        
          nikationspsychologe Prof. Dr.Wolfgang
        
        
          Frindte, der gemeinsam mit seinem
        
        
          Team die Konferenz organisiert hat.
        
        
          Vielmehr sei es darum gegangen, die
        
        
          Milieus zu analysieren, in denen Extre-
        
        
          mismus gedeiht.
        
        
          Dass die Tagung in diesem Jahr in
        
        
          Jena stattfand, war kein Zufall: „Auf-
        
        
          grund der Herkunft von Böhnhardt,
        
        
          Mundlos und Zschäpe istThüringen be-
        
        
          sondersgefordert, anderAufklärungder
        
        
          Taten mitzuwirken. Die Gründung des
        
        
          Kompetenzzentrums Rechtsextremis-
        
        
          mus an der FSU, das Kooperationspart-
        
        
          ner derTagung ist, war ein richtiger und
        
        
          wichtiger Schritt.“ 
        
        
          AB
        
        
          „Die Europäisie-
        
        
          rung im Strafrecht
        
        
          ist enorm“, sagt
        
        
          Prof. Dr. Edward
        
        
          Schramm. Die
        
        
          Beeinf lussung
        
        
          des nationalen
        
        
          Strafrechts durch
        
        
          EU-Recht nimmt
        
        
          beständig zu und
        
        
          fordert Verände-
        
        
          rungen in dieser
        
        
          eigentlich „nati-
        
        
          onalen Domäne“,
        
        
          weiß der Straf-
        
        
          rechtler und nennt
        
        
          das Thema Min-
        
        
          derjährigen-Porno-
        
        
          graphie als Beispiel. So hat die EU im
        
        
          Rahmen des Kinder- und Jugendschut-
        
        
          zes ein Jugend-Pornographie-Gesetz
        
        
          gefordert. In Deutschland gab es inso-
        
        
          weit imGesetz aber keinen Schutz von
        
        
          Jugendlichen, sondern nur von Kindern
        
        
          bis 14 Jahre. Auf Druck der EUmusste
        
        
          Deutschland daraufhin ein eigenes Ju-
        
        
          gend-Pornographie-Gesetz schaffen.
        
        
          Dies ist nur ein Beispiel für viele Be-
        
        
          reiche, in denen die EU das nationale
        
        
          Strafrecht verändert.Mit diesemThema
        
        
          beschäftigtesichdieTagung„Transnatio-
        
        
          naleVerfahrensrechte und transnationa-
        
        
          lesStrafverfahren“, dievom8.-10.Mai in
        
        
          Jena stattfand. „Die praktische Bedeut-
        
        
          samkeit des Forschungsgegenstands
        
        
          zeigt sich etwa am Beispiel des Euro-
        
        
          päischenHaftbefehls, der Europäischen
        
        
          Beweisanordnung oder der künftigen
        
        
          EuropäischenStaatsanwaltschaft“, nennt
        
        
          Prof. SchrammweitereaktuelleThemen,
        
        
          die während der Tagung diskutiert wur-
        
        
          den. 
        
        
          AB
        
        
          
            InwelchenMilieus
          
        
        
          
            derbrauneTerror
          
        
        
          
            gedeiht,habendie
          
        
        
          
            Teilnehmerder
          
        
        
          
            JahrestagungFrie-
          
        
        
          
            denspsychologie
          
        
        
          
            diskutiert.
          
        
        
          Foto:Kasper
        
        
          Foto:Kasper
        
        
          
            WiebeeinflusstdieEU-GesetzgebungdasnationaleStrafrechtinden
          
        
        
          
            EU-Mitgliedsstaaten?DaswardasThemawährendderJenaerTagung.
          
        
        
          Mit dem öffentlichen Symposium
        
        
          „Dealing with Diversity – Education in
        
        
          Palestine“ des „Zentrums für Religi-
        
        
          onspädagogische Bildungsforschung“
        
        
          (ZRB) sollten am 14. Mai eingefahrene
        
        
          Denkmuster aufgebrochen werden. Zu
        
        
          GastwarendiePädagogenNisrineYaser
        
        
          Amro und Fuad Giacaman aus Bethle-
        
        
          hem. Dort läuft gerade ein Projekt, Reli-
        
        
          gionsunterricht religionsübergreifend für
        
        
          muslimische und christliche Kinder und
        
        
          Jugendliche anzubieten. Während des
        
        
          Symposiumshabensie ihreErfahrungen
        
        
          damit vorgestellt.
        
        
          Es gehe dabei um einen Perspekti-
        
        
          venwechsel, macht Dr. Thomas Heller,
        
        
          Geschäftsführer des ZRB, das Ziel des
        
        
          Austauschs deutlich. „Wenn es gelingt,
        
        
          das Denken, Fühlen und Handeln von
        
        
          Menschen anderer Religionen nachzu-
        
        
          vollziehen, kann Empathie entstehen
        
        
          und sichToleranz entwickeln.“ Das ge-
        
        
          linge beispielsweise, indemMenschen
        
        
          religiöse FestewieOstern oder das Zu-
        
        
          ckerfest gemeinsam feiern.
        
        
          Im einst überwiegend von Christen
        
        
          bewohntenBethlehemgewinnensolche
        
        
          interreligiösenAnsätzedurchdenZuzug
        
        
          vonMusliminnenundMuslimenstarkan
        
        
          Bedeutung. 
        
        
          sl