Uni-Journal Jena Juli 2014 - page 30

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Uni-JournalJena07/14
Wege in die Berufspraxis
KünftigeWirtschaftspädagogen erarbeiten Leitfaden fürTrainee-Programm
Den Einstieg in den Beruf finden viele
Uni-AbsolventenheutealsTrainee: Beim
zukünftigenArbeitgeber durchlaufendie
Jungakademiker mehrere Abteilungen
und arbeiten sich so in unterschiedliche
Unternehmensbereiche ein. „Obwohl
diese Form des Berufseinstiegs immer
häufiger genutzt wird, sind die wissen-
schaftlichenGrundlagen dafür nur unzu-
reichenduntersucht“, sagtWirtschaftspä-
dagoge Christian Steib. Bisher gäbe es
z. B. keinen Konsens darüber, wie ein
Trainee-Programmgestaltet undwelche
Qualitätskriterienerfüllt seinmüssen, so
derDoktorandundDozent amLehrstuhl
fürWirtschaftspädagogik.
Gemeinsammit
angehendenWirt-
schaftspädagogen
hat sich Christian
Steib in den ver-
gangenen zwei
Semestern ganz
eigene Gedanken
dazu gemacht. Im
Rahmen der Ver-
anstaltungsreihe
„Curriculumwerk-
statt“ haben Steib
und acht Master-
studierende unter
der Leitung von Lehrstuhlinhaber Prof.
Dr. Holger Reinischgemeinsammit den
StadtwerkenJenaeinTrainee-Programm
erarbeitet.
„Entstanden ist einLeitfaden zurAus-
gestaltung eines solchen Programms,
der sich an den konkreten Anforderun-
genunseresKooperationspartnersorien-
tiert, sichprinzipiell aber auchauf andere
Lehr-Lernverhältnisse im betrieblichen
Umfeld übertragen lässt“, sagt Steib.
Der Leitfaden bietet den Unternehmen
umfassende Orientierung: Angefangen
von der Stellenausschreibung über das
Auswahlverfahren imAssessment Cen-
ter bishin zur Stellen- undProjektgestal-
tung sowiedemBerichtswesen.Anfang
Juni konntebereits der ersteTraineebei
den Stadtwerken nach dem neuen Pro-
gramm starten.
NadineHorn, Leiterin der Personalab-
teilung der Stadtwerke Jena und selbst
Absolventin des Studiengangs Wirt-
schaftspädagogik, hattegemeinsammit
Dr. Robert W. Jahn vom Uni-Lehrstuhl
die Idee entwickelt, Studierende in die
Ausgestaltung des Trainee-Programms
einzubeziehen.
Lernen aus dem„Praxisschock“
Das Interesse der Studierenden war
groß.„Allerdingshattenwir gelegentlich
auch einen Praxisschock zu verdauen“,
erinnert sich Student Marcel Spittel.
Dennsomanches,was imSeminarraum
wünschenswert erschien, erwiessich in
der Praxis alswenig geeignet. Doch der
Praxiskontakt habe vonAnfang an deut-
lichgemacht, dass er und seineKommi-
litonen nicht für die Schublade arbeiten,
sondern ihreArbeit direkt Eingang indie
Unternehmenspraxis finde.
IhreErgebnissepräsentiertendieStu-
dierenden Ende Juni im Haus für den
wissenschaftlichen Nachwuchs „Zur
Rosen“. 
US
DozentChristian
SteibunddieStudie-
rendenMarcelSpit-
tel,SaskiaBotzum,
RafaelSchulze,Ann-
ChristinStolzeund
ChristineKuhn(v.l.)
habendasTrainee-
ProgrammderJenaer
Stadtwerkemitent-
wickelt.
Foto:J.Scheere
Foto:J.Scheere
Lehre
Realität statt Lehrbuch
Angehende Betriebswirte betreibenMarktforschung für Unternehmen
Anspruchsvoll, aber zuwenigpraxisnah:
So beschreiben viele das Studium an
einer Universität. Dass es auch anders
geht, zeigt das Seminar „Strategisches
Marketing“ von Prof. Dr. Gianfranco
Walsh. In diesem Kurs haben im lau-
fenden Sommersemester Masterstu-
dierende der Betriebswirtschaftslehre
Marktforschung betrieben – und zwar
nicht mit Beispieldaten aus dem Lehr-
buch, sondern gemeinsammit demUn-
ternehmenContinental AG.
Kooperationwar Premiere
Die Zusammenarbeit war für beide
Seiten eine Premiere. „Die Marketing-
abteilungen vieler Unternehmen haben
zahlreiche Projektideen, doch oft bleibt
einfach nicht genügend Zeit, um sich
selbst um deren Umsetzung zu küm-
mern“, erklärt SeminarleiterWalsh. „Die
StudierendenhabenThemenbearbeitet,
die das Unternehmen tatsächlich aktu-
ell interessieren“, sagt Walsh. „Damit
hatten sie die einzigartige Chance, ihr
theoretisches Wissen praxisnah anzu-
wenden.“
Aufgeteilt in mehrere Teams, haben
die angehenden Betriebswirte knapp
drei Monate lang die Wahrnehmung
und die Bekanntheit von Continental-
Fahrradreifen erforscht. Dazu haben
die Studierenden eigene Befragungen
durchgeführt, dieDatenmit verschiede-
nenstatistischenVerfahrenausgewertet
und Handlungsempfehlungen für das
Unternehmen formuliert.
Das Konzept des Seminars trifft ge-
nau den Nerv der Studierenden, wie
diehoheTeilnehmerzahl zeigt: Knapp30
Studierende–das istmehr alseinViertel
desaktuellenMaster-Jahrgangs–haben
sich für denKurs angemeldet. 
ch
Prof.Dr.GianfrancoWalsh,dieStudierendenMichaelKovacsund
AnnaJägersowieGeorgiSchaschuravonderContinentalAG(v.l.).
1...,20,21,22,23,24,25,26,27,28,29 31,32,33,34,35,36,37,38,39,40,...52
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