Uni-Journal Jena Juli 2014 - page 36

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Uni-JournalJena07/14
„Al les
Gute
kommt von oben“,
sagt der Volks-
mund. Das „Un-
ten“ dagegen,
das imUntergrund
Verborgene, sei
für die meisten
Menschen eher
negativ besetzt.
„Das lässt sich
beispielsweise in
der aktuellenDiskussion um dasThema
Energiewende beobachten“, sagt Prof.
Dr. Matthias Groß (Foto). „Während die
Energie von oben – die Solarenergie –
ein sehr positives Image hat, reagieren
vieleMenschen auf dieGeothermie, die
aus demUntergrund kommt, mit Unbe-
hagen“, so der Inhaber des neuen Lehr-
stuhls für Umweltsoziologie.
Die kulturellen Grundlagen der Nut-
zung alternativer Energiesysteme und
ihre sozialen Folgen sind einer der For-
schungsschwerpunkte des 45-Jährigen,
dessen Lehrstuhl an der Uni Jena in
Profile
Unheimlicher Untergrund
Prof. Groß ist Umweltsoziologe
Geologe auf Zeitreise
Prof. Heubeck untersucht älteste Gesteine der Erde
Im Erdreich
auf Empfang
Prof. van Dam belauscht
unterirdisches Leben
Der Boden unter
unseren Füßen
steckt voller Le-
ben: In einem
einzigen Kubik-
zentimeter Erde
tummeln sich
allein etwa eine
Milliarde Mikroor-
ganismen. Hinzu
kommen Boden-
bewohner wie
Würmer, Käfer, Schnecken, Asseln oder
Larven und natürlich Pflanzen, die mit
ihrenWurzelndasErdreichdurchziehen.
„All diese Organismen kommunizieren
untereinander und in vielfältigerWeise
auch miteinander“, sagt Prof. Dr. Nicole
vanDam (Foto).
Dieses„Stimmengewirr“aufzufangen
und die zugrundeliegenden chemischen
Prozesse zu entschlüsseln, das hat sich
die neue Inhaberin des Lehrstuhls für
Molekulare Interaktionsökologie zur
Aufgabe gemacht. Die 48-jährige Nie-
derländerinwechseltedafür vonderUni
Nijmegen an die Jenaer Universität. Ihr
Lehrstuhl ist im neuen Deutschen Zen-
trum für integrative Biodiversitätsfor-
schung (iDiv) angesiedelt, das von den
Unis inLeipzig, Halleund Jenamit ihren
Partnereinrichtungen gemeinsam getra-
genwird und seinenSitz in Leipzig hat.
Im Fokus ihrer „Lauschaktionen“ im
Boden steht der Austausch zwischen
Pflanzen und ihren Fressfeinden. „Es
gibt zahlreiche chemische Selbstvertei-
digungsstrategien von Pflanzen“, erläu-
tert Prof. van Dam. Nur wennman sich
einganzheitlichesBildder Interaktionen
zwischenPflanzeundTiermache, lassen
sichdiekomplexenökologischenZusam-
menhängeverstehenundaufklären,wie
die vielfältigen chemischen Abwehrme-
chanismen der Pflanzen im Laufe der
Evolution entstanden sind.
Nicole van Dam hat inWageningen
(NL) studiert undwurde 1995 in Leiden
(NL) promoviert. Nach der Promotion
wechselte sie an die University of Ca-
lifornia (Riverside, USA), bevor sie 1997
dasersteMal nachJenaansMax-Planck-
Institut für chemischeÖkologiekam.Von
hier ausging sie2000 andas Institut für
Ökologie der niederländischen Akade-
miederWissenschaften. 2010 folgtedie
Mutter zweier Söhne einem Ruf an die
Uni Nijmegenundwechseltenun andie
Uni Jena. 
US
Prof. Dr. ChristophHeubeck (Foto) kann
manmit FugundRecht einenZeitreisen-
den nennen: Denn wenn der Geologe
regelmäßig seine Koffer packt, um nach
Südafrika zu fliegen, dannunternimmt er
jedesMal eine Reise in dieAnfangszeit
der Erdgeschichte. Das Ziel des 51-jähri-
gen neuen Inhabers des Lehrstuhls für
Allgemeine und Historische Geologie
onen der Erde zu finden, in der sich die
ursprüngliche Kruste unseres Planeten
erhalten hat. „Im Barberton Grünstein-
gürtel habenwir daher dieMöglichkeit,
direktephysische Informationenüber die
Erde zu finden,wie sie vor über 3,5Mil-
liarden Jahren aussah“, sagt Prof. Heu-
beck, der zuSemesterbeginnvonder FU
Berlin nach Jenawechselte.
Bereits als Doktorand war Heubeck
Endeder 1980er JahredasersteMal im
Grünsteingürtel unterwegs und begeg-
nete damals nicht nur Zeitzeugen der
Erdgeschichte: „Zu der Zeit herrschte in
SüdafrikanochdieApartheidundNelson
Mandela saß imGefängnis“, erinnert er
sich. Seine Dok-
torarbeit hat Heu-
beck an der Stan-
ford University
geschrieben. Nach
der Promotion
ginger zunächst in
die Industrie und
arbeitete als Pet-
roleumgeologe für
eineReihe vonÖl-
firmen in denUSA
undKanada, bevor er 2000alsProfessor
an die FUBerlin ging.
Doch jetzt war es an der Zeit, sich
noch einmal zu verändern, sagt Heu-
beck. „Mit den Kollegen hier und ihren
Schwerpunkten, etwa zu biologisch-
geologischen Interaktionen, finde ichein
idealesUmfeld fürmeine Forschungsin-
teressen“, freut er sich über denWech-
sel an dieUni Jena. Dennoch, somacht
Heubeck deutlich, werde seine Arbeit
auch weiterhin stark international aus-
gerichtet sein. Davon könnten auch die
JenaerStudierendenprofitieren, soHeu-
beck. 
US
gemeinsamer Berufungmit demHelm-
holtz-Zentrum für Umweltforschung
(UFZ) in Leipzig eingerichtetwurde.
Bereits seit seinem Studium hat sich
Matthias Groß der Umweltsoziologie
verschrieben. In seiner Doktorarbeit
etwa, für dieer im Jahr 2000 alsDAAD-
Stipendiat an die University ofWiscon-
sin ging, hat er Renaturierungsprozesse
von Landschaften inWisconsin und Illi-
nois untersucht.
Auch nach der Promotion hat sich der
Soziologe mit Umweltthemen befasst
undseinForschungsspektrumanderUni
Bielefelderweitert:Nebenökologischen
Gestaltungsprozessen nahm er jetzt
auch den Einsatz neuer Technologien
in den Blick und hat eine Nachwuchs-
gruppe zumThema „Realexperimente“
aufgebaut und bis 2005 geleitet. Nach
einemweiterenUSA-Aufenthalt 2003an
der Loyola University in Chicago wech-
selte der dreifache Familienvater 2005
ansUFZ, vonwoauser jetzt nochenger
mit seinen Jenaer Kollegen zusammen-
arbeitenwird. 
US
heere
Foto:Kasper
Foto:Wagner
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