Uni-Journal Jena Juli 2014 - page 31

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Uni-JournalJena07/14
Lehre
Die Mathematik des Papierfaltens
Michael Schmitz leitet das Seminar „Mathematik und Origami“
Rüstzeug für lebenslanges Lernen
Neuer Masterstudiengang „Weiterbildung und Personalentwicklung“
Meist brüten Mathematikstudierende
inSeminarenüber komplexenGleichun-
gen undmathematischen Sätzen. Doch
in einem Seminarraum amUni-Campus
ist es in diesem Sommersemester an-
ders: Dort greifen jede Woche zwölf
Lehramtsstudierende für Mathematik
zu buntem Papier und üben Origami,
die japanische Kunst des Papierfaltens.
Mit wenigen Handgriffen bauen sie aus
einemPapierbogenWürfel, Pyramiden–
oder Grashalme.
PDDr. Michael Schmitz ist der Leiter
des Seminars „Mathematik und Ori-
gami“, das er speziell für angehende
Mathelehrer anbietet. Doch ihm geht
es nicht umdasPapierfaltenunddiePa-
pierfiguren, sondern um dieMathema-
tik, die dahintersteckt: „Origami ist eine
andere, kreativeArt,mitMathematik zu
experimentieren und sie verstehen zu
lernen“, erklärt Schmitz. „Der Grashalm
ist beispielsweise eine solche Figur, die
auchmathematisch interessant ist“, sagt
der Fachdidaktiker.
Die Idee für dasSeminar kamMichael
Schmitz vor mehreren Jahren bei der
Arbeit mit rechenschwachen Schülern.
„Vielehatten keineLust aufMathematik
und entwickelten eine regelrechte Ab-
neigung“, berichtet er. Dann probierte er
mit ihnenOrigami aus–unddieJugend-
lichen fandenSpaßamMatheunterricht.
Natürlich sei Origami kein Allheilmittel,
betont Schmitz. „Aber es ist eine sehr
gute Ergänzung
zum normalen
Unterricht, da es
die Mathematik
ideal mit Hand-
werklichem und
Ästhetischem ver-
bindet.“Außerdem
schule Origami
den Umgang mit
mathematischen
Fachbegriffen, die
räumliche Vorstel-
lungskraft sowie
die Fähigkeit, Pro-
bleme zu erken-
nen und zu lösen.
In dem Semi-
nar will Michael
Schmitz den Stu-
dierenden vor al-
lem Anregungen
mitgeben, wie sie
später in der Schule ihren Unterricht
gestalten können. Und die angehen-
denMathelehrer nehmen das Angebot
gern an.Willi Ackermann ist eigentlich
mit seinem Studium schon fertig und
hat sich dennoch für das Seminar ange-
meldet: „Wir erhalten hier vieleAnwen-
dungsbeispiele für den Unterricht. So
ein praxisnahes Seminar gibt es selten“,
sagt der 24-Jährige. SeineKommilitonin
Laura Walther, Lehramtsstudentin im
vierten Semester, ergänzt: „Durch das
Papierfalten kannman den Schülern die
Mathematik viel anschaulicher erläutern
und ihneneineneueSichtweise auf das
Fach geben.“
DiemathematischeBesonderheit des
Origami-Grashalms sind übrigens die
zweiDreiecke, ausdemer besteht:„Die
Dreieckesindkongruent zueinander, das
heißt deckungsgleich“, verrät Schmitz.
Deshalb passen mehrere Halme genau
aneinander – und aus acht Grashalmen
entsteht ein achteckiger Stern.  
ch
In einer sich ständig änderndenArbeits-
welt erscheint lebenslanges Lernen als
ein Gebot der Stunde. Diesem Postulat
folgend, bietet das Institut für Bildung
und Kultur ab dem Wintersemester
2014/15 den neuen berufsbegleitenden
Masterstudiengang „Weiterbildung und
Personalentwicklung“ an.
„Wir haben den Studiengang maß-
geschneidert“, sagt die Inhaberin des
Lehrstuhls für Erwachsenenbildung,
Prof. Dr. Käthe Schneider. Studieninter-
essierte sind nach ihrenWünschen und
Bedürfnissen befragt worden und die
Ergebnisse flossen in die Konzeption
des neuen, deutschlandweit einmaligen
Studiengangs ein. Die Zielgruppe sind
Mitarbeiter und Führungskräfte aus der
Erwachsenen- undWeiterbildung, dem
Bildungsmanagement undder Personal-
entwicklung sowie Personen, die in Be-
ratungoder Coaching tätig sindoder die
in diesenBereichen ihre Zukunft sehen.
Maßgeschneidert sind zunächst die
Inhalte des neuen Studiengangs. Stu-
dierende erweitern ihre beruflichen
und persönlichenKompetenzen z. B. im
Projektmanagement. In forschungsba-
sierten Projektarbeiten bearbeiten sie
FragestellungenundProbleme aus dem
eigenen Berufsalltag. Maßgeschneidert
ist der Studiengang zudem für Studie-
rende, die bereits im Arbeitsleben ste-
hen.„Wir bieteneinenMix ausPräsenz-
und Fernstudium an und führen in drei
Semestern zum staatlich anerkannten
Master of Arts“, sagt Martha Höfler, die
denMasterstudiengang koordiniert.
VoraussetzungsindeinDiplom,einMa-
gister oder Bachelor sowiemindestens
ein Jahr Berufserfahrung. Bewerbungs-
schluss istder15.September2014.   sl
DiezweiLehramts-
studentinnenLaura
Walther(l.)und
NicoleRosenburg
faltenGrashalme
ausPapier.DiePa-
pierfigurensehen
nichtnurschönaus,
sondernsindauch
mathematischinter-
essant.
Prof.Dr.KätheSchneiderhatdenneuenStu-
diengangmaßgeschneidert.
Foto:Günther
Foto:Kasper
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