Uni-Journal Jena Juli 2014 - page 27

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Uni-JournalJena07/14
Interview
Volluniversität positionieren“
von der FSU und erste Pläne für seineAmtszeit
Welchen Stellenwert haben Geistes-
und Sozialwissenschaften für den
MedizinerWalter Rosenthal?
Geistes- und Sozialwissenschaften
leisten Beiträge, die die Medizin nicht
leisten kann. Ich bin definitiv nicht der
Ansicht, dass die Biomedizin eine Son-
derstellung gegenüber anderen Diszi-
plinen einnimmt. Das, was Leben aus-
macht, geht meiner Überzeugung nach
weit über die biomedizinischeWissen-
schaft hinaus. Ich war nie Anhänger ei-
nes vordergründigenBiologismus’.
WaswollenSie an der FSU als Präsi-
dent bewegen, verändern, gestalten?
Mein oberstes Ziel ist es, auf der
Grundlage der vorhandenen Exzellenz
die FSU als forschungsstarke Volluni-
versität in Deutschland und Europa zu
positionieren. Und ich möchte den be-
reits begonnenen Prozess der Internati-
onalisierung vorantreiben, sowohl inder
Lehrealsauch inder Forschung. Konkre-
ter kannundwill ichmich jetzt nochnicht
äußern.
Wo sehen Sie die größtenHerausfor-
derungen für die FSU?
Ich nenne drei Herausforderungen:
Erstens ist das Land immer wieder da-
von zu überzeugen, dass sich Investitio-
nen in die FSU in jeder Hinsicht – auch
finanziell – lohnen. Zweitens kommt es
darauf an, gut vorbereitet in den zu er-
wartendenWettbewerb umBundesmit-
tel zu gehen. Drittens ist eswichtig, die
Attraktivität der FSU fürStudierendeund
Forschende aus dem In- und Ausland
weiter zu steigern.
Welchen Stellenwert hat Lehre für
Sie?
Die Universitäten sind das Rückgrat
desWissenschaftssystems in Deutsch-
land, und das sind sie wegen der Ein-
heit vonForschungundLehre. Ichwerde
mich dafür einsetzen, dass der Stellen-
wert der Lehre verbessert wird. Die
FSU muss sich durch Exzellenz in der
Lehre und attraktive Studienangebote
auszeichnen.
Was unterscheidet die FSU von den
Hochschulen inBerlin?
Berlinhat eineäußerst reicheWissen-
schaftslandschaft. Trotzdem bleibt fest-
zuhalten, dassdieFSU ihreStadtunddie
Regionweitmehr prägt alsUniversitäten
undForschungsinstitutedieHauptstadt.
Viel stärker als in Berlin sindUniversität
und außeruniversitäre Institute einMo-
tor für dieEntwicklungder Region Jena;
sie tragen erheblich zur wirtschaftlichen
Entwicklung und damit zum Wohlstand
der Region bei.
Die FSU ist eine
Volluniversität mit
einer über 450-jäh-
rigenTradition und
ist daher in der
Stadt und Region
fest verwurzelt.
Die älteste Berli-
ner Universität –
die heutige Hum-
boldt-Universität
zu Berlin – ist ge-
rade etwas mehr
als 200 Jahre alt.
Sie sind als Pro-
fessor für Molekulare Pharmakologie
ein Experte imMedizinbereich.Wird
sichdadurchdasVerhältnis zwischen
Kern-Universität und Universitätskli-
nikum (UKJ) ändern?
Ich trete nicht als Pharmakologe oder
Mediziner an, sondern als Präsident für
alle zehn Fakultäten der Universität.
Aber ich werde mich dafür einsetzen,
dass die Zusammenarbeit zwischen
dem UKJ und den anderen Fakultäten
gestärkt wird. Es gibt ja bereits sehr
sichtbareKooperationenauf demGebiet
der Infektionskrankheiten.
KönnenSieschonetwaszudenkünf-
tigen Vize-Präsidenten bzw. -Präsi-
dentinnen sagen?
Nein.
Wie vertraut sind Sie bereitsmit der
Thüringer Landespolitik?
Mir sind einige der Akteure bekannt.
Ichwar ja vor meinerTätigkeit amMDC
Sprecher der lebenswissenschaftlichen
Institute der Leibniz-Gemeinschaft, die
sehr stark in den Ländern verankert ist.
Während dieser Zeit habe ich zahlreiche
Vertreter der Länder kennengelernt.
WerdenSienach Jenaumziehen?
Ich werde noch vor der offiziellen
Amtsübernahme nach Jena umziehen.
Wie haltenSie sich fit für Ihr riesiges
Aufgabenspektrum?
Ich verfolge kein ausgeklügeltes Fit-
ness- oder Freizeitprogramm. Das breit-
gefächerte Aufgabenspektrum sehe ich
eher als Bereicherung und Impulsgeber
an, nicht als Last. Das gerademacht für
mich die Attraktivität des neuen Amtes
in Jena aus.
Wissen
Sie
schon, was Ihre
erste Amtshand-
lung am 1. Sep-
tember in Jena
seinwird?
Ob der Amts-
antritt am 1. Sep-
tember sein wird,
ist noch nicht klar.
Aber ich strebe
an, so schnell wie
möglich nach Jena
zuwechseln. Auch
vor dem offiziellen
Startwerde ichvor
Ort Gesprächemit
Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeite-
rinnen undMitarbeitern führen. Bereits
jetzt gibt es einen regelmäßigen, inten-
siven Austausch mit dem Rektor und
dem Kanzler, die mich beide mit offe-
nen Armen empfangen haben. Als eine
der ersten „Amtshandlungen“ werde
ich mich sicher für 15Minuten in mein
Dienstzimmer zurückziehen undeinfach
innehalten.
(AufdieFragenvonAxelBurchardt ant-
worteteWalter Rosenthal am 11. Juni.)
„Ich trete nicht als Pharmakologe oderMediziner
an, sondern als Präsident für alle zehn Fakultäten
der Friedrich-Schiller-Universität. Aber ichwerde
mich dafür einsetzen, dass die Zusammenarbeit
zwischen demUniversitätsklinikum Jena und
den anderen Fakultäten gestärkt wird.“
„Mir ist bei meinenBe­
suchen in Jena immer
wieder das kollegiale
und konstruktiveMit­
einander aufgefallen.
Das hatmich beein­
druckt.“
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