25
        
        
          Uni-JournalJena07/14
        
        
          „Guter Zeitpunkt für einenWechsel“
        
        
          
            Prof. Dr. Klaus Höffken zu seinemAbschied als MedizinischerVorstand
          
        
        
          
            Herr Prof. Höffken, Sie werden die-
          
        
        
          
            ses Jahr 68 Jahre alt. In einemAlter,
          
        
        
          
            in dem andere schon in Rente sind,
          
        
        
          
            starten Sie eine neue Karriere: als
          
        
        
          
            Ärztlicher Direktor des Düsseldorfer
          
        
        
          
            Uni-Klinikums.Was hat Sie dazumo-
          
        
        
          
            tiviert?
          
        
        
          Nach insgesamt 22 Jahren in Jena,
        
        
          davon die letzten zwölf Jahre alsMedi
        
        
          zinischer Vorstand, kann ichwirklich sa-
        
        
          gen: Die Arbeit als Ärztlicher Direktor
        
        
          bzw. Medizinischer Vorstand ist heraus-
        
        
          forderndundsiebereitetmir Freude.Die
        
        
          deutsche Universitätsmedizin generell
        
        
          steht vor großen Herausforderungen.
        
        
          Hierwill ichmeineErfahrungenausJena
        
        
          einbringen. Ich freuemich auf dieArbeit
        
        
          inDüsseldorf.
        
        
          
            Warum ein Neubeginn in Düsseldorf
          
        
        
          
            und keineweitereAmtszeit in Jena?
          
        
        
          Düsseldorf ist für mich kein Neuland,
        
        
          wir haben dort lange gelebt, als ich in
        
        
          Essen gearbeitet habe. Meine Kinder
        
        
          wurden an der Düsseldorfer Uniklinik
        
        
          geboren. Die Situation der Düsseldorfer
        
        
          Uniklinik ist allerdings eine ganz andere
        
        
          als in Jena. Ein großer Vorteil ist, dass
        
        
          ich dort auch einen externen Blick mit-
        
        
          bringe.
        
        
          Hier in Jena haben wir, und damit
        
        
          meine ich alle Beschäftigten des UKJ,
        
        
          enorm viel erreicht. Der zweite Bauab-
        
        
          schnittwächst täglich,wir schaffenneue
        
        
          Behandlungsangebote, investieren in
        
        
          neuesteTechnik. Ein guter Zeitpunkt für
        
        
          einenWechsel.
        
        
          
            Nach 22 Jahren amUKJ ist es sicher
          
        
        
          
            schwer, auf einzelne Ereignisse zu
          
        
        
          
            verweisen,wirbittenSiedennochda-
          
        
        
          
            rum.WassehenSiealsgrößtenErfolg
          
        
        
          
            IhrerAmtszeiten?
          
        
        
          Das ist in derTat nicht einfach. In der
        
        
          Zeit als Direktor der Klinik für Innere
        
        
          Medizin II (Onkologie) war der Aus- und
        
        
          Aufbauder onkologischenBehandlungs-
        
        
          angeboteeinSchwerpunkt.Alswir 1996
        
        
          dieStation für Knochenmarktransplanta
        
        
          tion in Lobeda eröffnen konnten, war
        
        
          dies sicher einMeilenstein. Es war die
        
        
          erste neue Station dieser Art inMittel-
        
        
          deutschland. Das Universitätsklinikum
        
        
          Jena zählt heute zu den Spitzenzentren
        
        
          der Krebsmedizin in Deutschland, auch
        
        
          dank der Arbeit meines Nachfolgers in
        
        
          der Klinik. Es ist schön, diese Entwick-
        
        
          lungheute zusehenundauchdaranmit
        
        
          gewirkt zu haben.
        
        
          InmeineZeit alsVorstand fiel auchdie
        
        
          RechtsformänderungdesUKJ2007und
        
        
          damit der Erhalt in öffentlicher Träger-
        
        
          schaft. Damit war eine mögliche Priva
        
        
          tisierungvomTisch.Daswarenschon in-
        
        
          tensiveMonateundharteDiskussionen
        
        
          –mit einem positivenErgebnis.
        
        
          Dasgilt auch für diebaulicheModerni
        
        
          sierung:Vor genau zehn Jahren konnten
        
        
          wir denerstenBauabschnitt inLobeda in
        
        
          Betrieb nehmen, aktuell laufen die Bau-
        
        
          arbeiten für den zweiten Bauabschnitt
        
        
          auf Hochtouren. Damit wird die Infra-
        
        
          struktur für die kommenden Jahrzehnte
        
        
          geschaffen.
        
        
          
            Was hätten Sie aus heutiger Erfah-
          
        
        
          
            rung anders gemacht?
          
        
        
          Es gibt immer im Leben Momente,
        
        
          bei denen man denkt: Hätten wir nicht
        
        
          anders entscheiden sollen? Das geht
        
        
          wohl jedem von uns so. Und wie die
        
        
          meisten Menschen behalte ich solche
        
        
          Momente auch lieber für mich (lacht).
        
        
          Das gilt jedoch nicht für die maßgebli-
        
        
          chen Entscheidungen. Ich denke, hier
        
        
          haben wir, im früheren und im jetzigen
        
        
          Vorstand und in enger Abstimmungmit
        
        
          derUniversitätsleitung, die richtigenEnt-
        
        
          scheidungen getroffen, wenn ich heute
        
        
          auf dasUKJ blicke.
        
        
          Wenn ich etwas noch einmal von
        
        
          Beginn an anders
        
        
          machen könnte,
        
        
          würde ich alles
        
        
          versuchen, die
        
        
          Investitionen des
        
        
          Freistaates in den
        
        
          Klinikums-Neubau
        
        
          schnell und konse-
        
        
          quent zubetreiben
        
        
          – so wie es die
        
        
          anderen Kranken-
        
        
          häuser Thüringens
        
        
          getan haben.
        
        
          Dann hätte man
        
        
          die große Last der
        
        
          Selbstbeteiligung
        
        
          von 85 Millionen
        
        
          Euro vermeiden
        
        
          können.
        
        
          
            Was ist die größte Herausforderung
          
        
        
          
            für Ihren Nachfolger bzw. Ihre Nach-
          
        
        
          
            folgerin?
          
        
        
          Alle Universitätskliniken stehen vor
        
        
          enormen finanziellen Herausforderun
        
        
          gen. Zwar schreiben wir als UKJ
        
        
          schwarzeZahlen, ananderenStandorten
        
        
          ist dieSituation jedoch durchaus drama-
        
        
          tisch. Daher ist eswichtig, die enormen
        
        
          AufgabenderHochschulmedizinperma-
        
        
          nent zu verdeutlichen. Dabei darf auch
        
        
          nicht der Blick auf dieMitarbeiterinnen
        
        
          undMitarbeiter zu kurz kommen. Unter
        
        
          nehmenswerte
        
        
          wie Transparenz
        
        
          oder der Dialog
        
        
          mit den Mitarbei-
        
        
          tern spielen eine
        
        
          enorme Rolle. Ge-
        
        
          rade in einem so
        
        
          großen Verände-
        
        
          rungsprozess wie
        
        
          der kommenden
        
        
          Inbetriebnahme
        
        
          des zweiten Bau-
        
        
          abschnitts ist
        
        
          dieser Austausch
        
        
          wichtig. Ich hoffe,
        
        
          dassdieUnterneh-
        
        
          menskultur beibe-
        
        
          halten und weiter
        
        
          entwickelt wird
        
        
          zu einer echten
        
        
          corporate identity,
        
        
          dass es also in na-
        
        
          her Zukunft„UKJler“gibt – vergleichbar
        
        
          den Zeissianern.
        
        
          
            BleibenSie Jena bzw. demUKJ auch
          
        
        
          
            inZukunft verbunden?
          
        
        
          Natürlich bleibe ich demUKJ verbun-
        
        
          den– inüber zwei Jahrzehntensindhier
        
        
          in Thüringen viele
        
        
          Freundschaften
        
        
          entstanden. Der
        
        
          AbschiedvomUKJ
        
        
          und von Thürin-
        
        
          gen fällt mir nicht
        
        
          leicht. Und den
        
        
          Neubau des UKJ
        
        
          in Lobeda werde
        
        
          ich mir natürlich
        
        
          auch anschauen –
        
        
          nicht nur perWeb-
        
        
          cam! Wenn ich
        
        
          zur Eröffnung des
        
        
          2. Bauabschnittes
        
        
          eingeladenwerde,
        
        
          komme ich! Auch
        
        
          werde ich aus der
        
        
          Ferne den weite-
        
        
          ren Erfolg der von
        
        
          mir inmeiner Amtszeit als Direktor der
        
        
          Klinik für InnereMedizin II ausgebauten
        
        
          und von meinem Nachfolger, Prof. Dr.
        
        
          Andreas Hochhaus, erfolgreich weiter
        
        
          betriebenen Klinik mit Freude und Ge-
        
        
          nugtuung beobachten. Dabei bleibe ich
        
        
          insbesondere mit Dank und Anerken-
        
        
          nung den vielen Mitarbeiterinnen und
        
        
          Mitarbeitern verbunden, die zusammen
        
        
          mit mir Mütter und Väter des Erfolges
        
        
          einer 22-jährigen Zeit in Jena sind.
        
        
          (Interview: Axel Burchardt)
        
        
          
            Medizin
          
        
        
          „Inmeine Zeit als
        
        
          Vorstand fiel auch
        
        
          dieRechtsformände
        
        
          rung desUKJ 2007
        
        
          und damit der Erhalt
        
        
          in öffentlicherTrä
        
        
          gerschaft. Damit war
        
        
          einemögliche Priva
        
        
          tisierung vomTisch.“
        
        
          
            Prof.Dr.KlausHöff-
          
        
        
          
            kenkam1992ans
          
        
        
          
            Universitätsklinikum
          
        
        
          
            Jena(UKJ)undwar
          
        
        
          
            dortbis2009Direk-
          
        
        
          
            torderKlinikund
          
        
        
          
            PoliklinikfürInnere
          
        
        
          
            MedizinII.Seit2002
          
        
        
          
            warerÄrztlicherDi-
          
        
        
          
            rektor,seit2007Me-
          
        
        
          
            dizinischerVorstand
          
        
        
          
            desUKJ.Zum1.Juli
          
        
        
          
            2014wechselterals
          
        
        
          
            ÄrztlicherDirektor
          
        
        
          
            ansUniversitätsklini-
          
        
        
          
            kumDüsseldorf.
          
        
        
          Foto:UKJ