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          Uni-JournalJena07/14
        
        
          
            Interview
          
        
        
          
            Aus der Bundeshauptstadt in die
          
        
        
          
            heimliche Hauptstadt Thüringens:
          
        
        
          
            Washat Sie,Herr Prof. Rosenthal, be-
          
        
        
          
            wogen, an der Friedrich-Schiller-Uni-
          
        
        
          
            versität Jena (FSU) zu kandidieren?
          
        
        
          Ich kenne Jena und seine wissen-
        
        
          schaftlichen Einrichtungen mit der FSU
        
        
          als integrierende Institution sehr gut
        
        
          und bin fest davon überzeugt, dass die
        
        
          Forschungsregion ein großes Potenzial
        
        
          bietet. Bei ihrer weiteren Entwicklung
        
        
          gestaltend mitzuwirken, ist eine span-
        
        
          nende und herausfordernde Aufgabe.
        
        
          Die FSU ist eine der forschungsstarken
        
        
          Universitäten indenneuenLändern. Für
        
        
          mich ist es Ehre und Verpflichtung zu-
        
        
          gleich, dass mir das Amt an der Spitze
        
        
          einer so traditionsreichen Universität
        
        
          wie der Friedrich-Schiller-Universität an-
        
        
          getragenwurde.
        
        
          
            Dabei sind die Zeiten nicht einfach,
          
        
        
          
            Gestaltungsspielräume werden en-
          
        
        
          
            ger,wennmanalleineandieFinanzen
          
        
        
          
            denkt. 125 Stellen sind in den kom-
          
        
        
          
            menden Jahren an der Universität
          
        
        
          
            abzubauen….
          
        
        
          Das ist mir bekannt. Ich werde ge-
        
        
          meinsam mit dem Kanzler und den
        
        
          Wissenschaftlern nach den besten Lö-
        
        
          sungen suchen. Und natürlich wird es
        
        
          einemeinerwichtigstenAufgaben sein,
        
        
          mich bei der Landesregierung für eine
        
        
          adäquate Finanzierung der FSU einzu-
        
        
          setzen.
        
        
          „Die FSU als forschungsstarke
        
        
          
            Der neue Präsident Prof. Dr.Walter Rosenthal über sein Bild
          
        
        
          
            Sie sind renommierterWissenschaft-
          
        
        
          
            ler und zugleich erfahrenerWissen-
          
        
        
          
            schaftsmanager:Wo sehen Sie Ihre
          
        
        
          
            Stärken?
          
        
        
          Ich bin kein Freund der öffentlichen
        
        
          Zurschaustellung vonStärken.
        
        
          
            Gibt es auchSchwächen?
          
        
        
          Das gilt auch für Schwächen.
        
        
          
            Das Max-Delbrück-Centrum (MDC),
          
        
        
          
            dessenVorstand Sie seit 2009 sind,
          
        
        
          
            ist ein Großforschungszentrum für
          
        
        
          
            Molekulare Me-
          
        
        
          
            dizin. Wie sehen
          
        
        
          
            Sie Jena in die-
          
        
        
          
            sem Bereich auf-
          
        
        
          
            gestellt?
          
        
        
          Diemolekularen
        
        
          Lebenswissen-
        
        
          schaften sind sehr
        
        
          gut aufgestellt.
        
        
          Nehmen Sie den
        
        
          Beutenberg-Cam-
        
        
          pus mit den Insti-
        
        
          tutender FSU, den
        
        
          Max-Planck- und
        
        
          Leibniz-Instituten,
        
        
          die Institute des
        
        
          UKJ, die Ernst-Abbe-Fachhochschule,
        
        
          das Weltunternehmen Carl Zeiss und
        
        
          andere. Hier sehe ich ein großes Po-
        
        
          tenzial. Jena ist eine sehr sichtbare und
        
        
          dynamische  Wissenschafts- undWirt-
        
        
          schaftsregion.
        
        
          
            Undwie haben Sie die FSU darüber
          
        
        
          
            hinaus bisherwahrgenommen?
          
        
        
          Mir ist bei meinen Besuchen in Jena
        
        
          immer wieder das kollegiale und konst-
        
        
          ruktiveMiteinander aufgefallen. Das hat
        
        
          mich beeindruckt. Mir ist natürlich klar,
        
        
          dass es Interessenskonflikte gibt. Aber
        
        
          offensichtlich hindern diese nicht daran,
        
        
          sichgemeinsam für dieBelangeder FSU
        
        
          und der gesamtenWissenschaftsregion
        
        
          einzusetzen.
        
        
          
            Wird es bei den Forschungsschwer-
          
        
        
          
            punkten „Light – Life – Liberty“ blei-
          
        
        
          
            ben?
          
        
        
          Ich sehe keinen Grund, an den For-
        
        
          schungsschwerpunkten etwas zu än-
        
        
          dern. Die Physiker versichern uns, dass
        
        
          das 21. Jahrhundert das Jahrhundert
        
        
          des Lichtes sein wird: Computer, die
        
        
          mit Licht anstelle von Strom rechnen;
        
        
          Mikroskope, die in Echtzeit chemische
        
        
          Reaktionen abbilden oder Einblick in
        
        
          lebende Zellen mit höchster Auflösung
        
        
          gewähren. Die Biologen undMediziner
        
        
          sagen, das 21. Jahrhundert werde das
        
        
          Jahrhundert der Lebenswissenschaf-
        
        
          ten. Ichwürde beidenRecht geben und
        
        
          hinzufügen, dass es auch um die Inte-
        
        
          gration der Disziplinen geht. Das sieht
        
        
          man am Beispiel der Mikroskopie sehr
        
        
          deutlich.
        
        
          Genauso wichtig und unverzichtbar
        
        
          sind die Sozial- und Geisteswissen-
        
        
          schaften, die sichmit gesellschaftlichen
        
        
          Entwicklungen, Geschichte und Kultur
        
        
          befassen und diese kritisch begleiten
        
        
          bzw. analysieren.Wir brauchen sie drin-
        
        
          gender denn je. Gerade an einer Uni-
        
        
          versität, die nach
        
        
          Friedrich Schiller
        
        
          benannt ist, hat
        
        
          Liberty – Freiheit –
        
        
          einen sehr hohen
        
        
          Stellenwert. Was
        
        
          nützen mir Licht
        
        
          und Leben ohne
        
        
          Freiheit? Es gibt ja
        
        
          genug drängende
        
        
          Fragen, zum Bei-
        
        
          spiel ob und wie
        
        
          Gesel lschaften
        
        
          oder Unterneh-
        
        
          men, die technisch
        
        
          in der Lage sind,
        
        
          allesüber uns zuwissen, unsereFreiheit
        
        
          bedrohen. Und schließlich: Alle Diszipli-
        
        
          nen brauchen einander und profitieren
        
        
          voneinander. Ichwerdemich sehr dafür
        
        
          einsetzen, dassderDialog zwischenden
        
        
          Disziplinen gestärktwird.
        
        
          „Eswird einemeiner
        
        
          wichtigstenAufgaben
        
        
          sein, mich bei der
        
        
          Landesregierung
        
        
          für eine adäquate
        
        
          Finanzierung der FSU
        
        
          einzusetzen.“
        
        
          
            Prof.Dr.Walter
          
        
        
          
            Rosenthal(Jg.1954)
          
        
        
          
            wirdimHerbstdie
          
        
        
          
            LeitungderFried-
          
        
        
          
            rich-Schiller-Univer-
          
        
        
          
            sitätübernehmen(s.
          
        
        
          
            S.4).Derzukünftige
          
        
        
          
            PräsidentderJenaer
          
        
        
          
            UniversitätistPro-
          
        
        
          
            fessorfürMolekulare
          
        
        
          
            Pharmakologieam
          
        
        
          
            InstitutfürPharma-
          
        
        
          
            kologiederCharité
          
        
        
          
            undderzeitnoch
          
        
        
          
            wissenschaftlicher
          
        
        
          
            DirektorundVorsit-
          
        
        
          
            zenderdesStiftungs-
          
        
        
          
            vorstandesdesMax-
          
        
        
          
            Delbrück-Centrums
          
        
        
          
            fürMolekulare
          
        
        
          
            Medizin(MDC)in
          
        
        
          
            Berlin-Buch.
          
        
        
          Foto:Kasper
        
        
          
            [alsoavailablein
          
        
        
          
            English:www.uni-
          
        
        
          
            jena.de/en/uni_
          
        
        
          
            journal_7_2014.html]