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          Uni-JournalJena07/14
        
        
          
            Interview
          
        
        
          Volluniversität positionieren“
        
        
          
            von der FSU und erste Pläne für seineAmtszeit
          
        
        
          
            Welchen Stellenwert haben Geistes-
          
        
        
          
            und Sozialwissenschaften für den
          
        
        
          
            MedizinerWalter Rosenthal?
          
        
        
          Geistes- und Sozialwissenschaften
        
        
          leisten Beiträge, die die Medizin nicht
        
        
          leisten kann. Ich bin definitiv nicht der
        
        
          Ansicht, dass die Biomedizin eine Son-
        
        
          derstellung gegenüber anderen Diszi-
        
        
          plinen einnimmt. Das, was Leben aus-
        
        
          macht, geht meiner Überzeugung nach
        
        
          weit über die biomedizinischeWissen-
        
        
          schaft hinaus. Ich war nie Anhänger ei-
        
        
          nes vordergründigenBiologismus’.
        
        
          
            WaswollenSie an der FSU als Präsi-
          
        
        
          
            dent bewegen, verändern, gestalten?
          
        
        
          Mein oberstes Ziel ist es, auf der
        
        
          Grundlage der vorhandenen Exzellenz
        
        
          die FSU als forschungsstarke Volluni-
        
        
          versität in Deutschland und Europa zu
        
        
          positionieren. Und ich möchte den be-
        
        
          reits begonnenen Prozess der Internati-
        
        
          onalisierung vorantreiben, sowohl inder
        
        
          Lehrealsauch inder Forschung. Konkre-
        
        
          ter kannundwill ichmich jetzt nochnicht
        
        
          äußern.
        
        
          
            Wo sehen Sie die größtenHerausfor-
          
        
        
          
            derungen für die FSU?
          
        
        
          Ich nenne drei Herausforderungen:
        
        
          Erstens ist das Land immer wieder da-
        
        
          von zu überzeugen, dass sich Investitio-
        
        
          nen in die FSU in jeder Hinsicht – auch
        
        
          finanziell – lohnen. Zweitens kommt es
        
        
          darauf an, gut vorbereitet in den zu er-
        
        
          wartendenWettbewerb umBundesmit-
        
        
          tel zu gehen. Drittens ist eswichtig, die
        
        
          Attraktivität der FSU fürStudierendeund
        
        
          Forschende aus dem In- und Ausland
        
        
          weiter zu steigern.
        
        
          
            Welchen Stellenwert hat Lehre für
          
        
        
          
            Sie?
          
        
        
          Die Universitäten sind das Rückgrat
        
        
          desWissenschaftssystems in Deutsch-
        
        
          land, und das sind sie wegen der Ein-
        
        
          heit vonForschungundLehre. Ichwerde
        
        
          mich dafür einsetzen, dass der Stellen-
        
        
          wert der Lehre verbessert wird. Die
        
        
          FSU muss sich durch Exzellenz in der
        
        
          Lehre und attraktive Studienangebote
        
        
          auszeichnen.
        
        
          
            Was unterscheidet die FSU von den
          
        
        
          
            Hochschulen inBerlin?
          
        
        
          Berlinhat eineäußerst reicheWissen-
        
        
          schaftslandschaft. Trotzdem bleibt fest-
        
        
          zuhalten, dassdieFSU ihreStadtunddie
        
        
          Regionweitmehr prägt alsUniversitäten
        
        
          undForschungsinstitutedieHauptstadt.
        
        
          Viel stärker als in Berlin sindUniversität
        
        
          und außeruniversitäre Institute einMo-
        
        
          tor für dieEntwicklungder Region Jena;
        
        
          sie tragen erheblich zur wirtschaftlichen
        
        
          Entwicklung und damit zum  Wohlstand
        
        
          der Region bei.
        
        
          Die FSU ist eine
        
        
          Volluniversität mit
        
        
          einer über 450-jäh-
        
        
          rigenTradition und
        
        
          ist daher in der
        
        
          Stadt und Region
        
        
          fest verwurzelt.
        
        
          Die älteste Berli-
        
        
          ner Universität –
        
        
          die heutige Hum-
        
        
          boldt-Universität
        
        
          zu Berlin – ist ge-
        
        
          rade etwas mehr
        
        
          als 200 Jahre alt.
        
        
          
            Sie sind als Pro-
          
        
        
          
            fessor für Molekulare Pharmakologie
          
        
        
          
            ein Experte imMedizinbereich.Wird
          
        
        
          
            sichdadurchdasVerhältnis zwischen
          
        
        
          
            Kern-Universität und Universitätskli-
          
        
        
          
            nikum (UKJ) ändern?
          
        
        
          Ich trete nicht als Pharmakologe oder
        
        
          Mediziner an, sondern als Präsident für
        
        
          alle zehn Fakultäten der Universität.
        
        
          Aber ich werde mich dafür einsetzen,
        
        
          dass die Zusammenarbeit zwischen
        
        
          dem UKJ und den anderen Fakultäten
        
        
          gestärkt wird. Es gibt ja bereits sehr
        
        
          sichtbareKooperationenauf demGebiet
        
        
          der Infektionskrankheiten.
        
        
          
            KönnenSieschonetwaszudenkünf-
          
        
        
          
            tigen Vize-Präsidenten bzw. -Präsi-
          
        
        
          
            dentinnen sagen?
          
        
        
          Nein.
        
        
          
            Wie vertraut sind Sie bereitsmit der
          
        
        
          
            Thüringer Landespolitik?
          
        
        
          Mir sind einige der Akteure bekannt.
        
        
          Ichwar ja vor meinerTätigkeit amMDC
        
        
          Sprecher der lebenswissenschaftlichen
        
        
          Institute der Leibniz-Gemeinschaft, die
        
        
          sehr stark in den Ländern verankert ist.
        
        
          Während dieser Zeit habe ich zahlreiche
        
        
          Vertreter der Länder kennengelernt.
        
        
          
            WerdenSienach Jenaumziehen?
          
        
        
          Ich werde noch vor der offiziellen
        
        
          Amtsübernahme nach Jena umziehen.
        
        
          
            Wie haltenSie sich fit für Ihr riesiges
          
        
        
          
            Aufgabenspektrum?
          
        
        
          Ich verfolge kein ausgeklügeltes Fit-
        
        
          ness- oder Freizeitprogramm. Das breit-
        
        
          gefächerte Aufgabenspektrum sehe ich
        
        
          eher als Bereicherung und Impulsgeber
        
        
          an, nicht als Last. Das gerademacht für
        
        
          mich die Attraktivität des neuen Amtes
        
        
          in Jena aus.
        
        
          
            Wissen
          
        
        
          
            Sie
          
        
        
          
            schon, was Ihre
          
        
        
          
            erste Amtshand-
          
        
        
          
            lung am 1. Sep-
          
        
        
          
            tember in Jena
          
        
        
          
            seinwird?
          
        
        
          Ob der Amts-
        
        
          antritt am 1. Sep-
        
        
          tember sein wird,
        
        
          ist noch nicht klar.
        
        
          Aber ich strebe
        
        
          an, so schnell wie
        
        
          möglich nach Jena
        
        
          zuwechseln. Auch
        
        
          vor dem offiziellen
        
        
          Startwerde ichvor
        
        
          Ort Gesprächemit
        
        
          Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeite-
        
        
          rinnen undMitarbeitern führen. Bereits
        
        
          jetzt gibt es einen regelmäßigen, inten-
        
        
          siven Austausch mit dem Rektor und
        
        
          dem Kanzler, die mich beide mit offe-
        
        
          nen Armen empfangen haben. Als eine
        
        
          der ersten „Amtshandlungen“ werde
        
        
          ich mich sicher für 15Minuten in mein
        
        
          Dienstzimmer zurückziehen undeinfach
        
        
          innehalten.
        
        
          (AufdieFragenvonAxelBurchardt ant-
        
        
          worteteWalter Rosenthal am 11. Juni.)
        
        
          „Ich trete nicht als Pharmakologe oderMediziner
        
        
          an, sondern als Präsident für alle zehn Fakultäten
        
        
          der Friedrich-Schiller-Universität. Aber ichwerde
        
        
          mich dafür einsetzen, dass die Zusammenarbeit
        
        
          zwischen demUniversitätsklinikum Jena und
        
        
          den anderen Fakultäten gestärkt wird.“
        
        
          „Mir ist bei meinenBe
        
        
          suchen in Jena immer
        
        
          wieder das kollegiale
        
        
          und konstruktiveMit
        
        
          einander aufgefallen.
        
        
          Das hatmich beein
        
        
          druckt.“